Die Autorità per le Garanzie nelle Comunicazioni (AGCOM) habe die Übernahme von Vodafone Italia im Hinblick auf Auswirkungen auf die wettbewerbliche und pluralistische Struktur des italienischen Marktes für audiovisuelle Mediendienste genehmigt, teilte die Swisscom am Mittwoch in einem Communiqué mit. Es habe keine Vorbehalte gegeben.

Damit fehlen der Swisscom noch zwei Bewilligungen für den Abschluss der Riesenübernahme. Neben der italienischen Wettbewerbshörde AGCM muss noch das Ministerium für Unternehmen und Made in Italy (MIMIT) zustimmen. Die wichtigste Bewilligung ist jene der italienischen Wettbewerbsbehörde AGCM, die vor zwei Monaten eine vertiefte Prüfung (Phase II) der Übernahme eingeleitet hatte.

Kritische Äusserungen der Wettbewerbshüter

Dabei äusserten sich die Kartellwächter kritisch: In einem Bericht sprachen sie von einer möglichen Bedrohung für den Wettbewerb. Durch die Transaktion würde ein Unternehmen entstehen, das über eine dominante Marktmacht für Festnetzdienste für Privat- und Firmenkunden sowie Verwaltungen verfüge, hiess es von der Wettbewerbsbehörde.

Die Behörde berücksichtigte dabei insbesondere auch die Stellungnahmen von Konkurrenten wie Open Fiber, TIM (Telecom Italia Mobile), Poste Italiane, Fibercop, Iliad Italia und Retelit. Diese äusserten sich unter anderem zur Frequenzzuweisung für Mobilfunkdienste oder zum Zugang zur physischen Mobilfunknetzinfrastruktur.

Vodafone Italia verfüge ausserdem über eine marktbeherrschende Stellung im Bereich Telefonroaming, hiess es in der Rückmeldung der Mitbewerber. Der Marktanteil von Vodafone Italia liege rund 10 Prozent über jenem des Hauptkonkurrenten Telecom Italia Mobile (TIM).

Swisscom hält an Zeitplan fest

Die Swisscom hält derweil an ihrem bisherigen Zeitplan fest. Der Schweizer Branchenprimus erwartet weiterhin einen Abschluss der Transaktion im ersten Quartal des nächsten Jahres.

Eine Phase-II-Prüfung dauere in Italien normalerweise 90 bis 120 Tage, sagte Swisscom-Chef Christoph Aeschlimann vor zwei Wochen im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Spätestens im ersten Quartal 2025 sollte eine Entscheidung der AGCM fallen. Damit sei man mit der Übernahme von Vodafone Italia auf Kurs. Ob er mit Auflagen der italienischen Wettbewerbshüter rechne, wollte Aeschlimann nicht kommentieren.

Künftige Nummer zwei

Swisscom hatte die Pläne zur Übernahme von Vodafone Italia Ende Februar bekannt gegeben. Mitte März wurde dann der Kaufvertrag unterschrieben. Aus Sicht des Bundesrats waren alle Bedingungen für den Zukauf erfüllt.

Vodafone Italia soll mit der Swisscom-Tochter Fastweb zusammengelegt werden. Zum neuen Chef des gemeinsamen Unternehmens in Italien wurde Fastweb-Chef Walter Renna ernannt.

Vodafone Italien und Fastweb ergänzen sich gut: Während Fastweb ein Breitbandnetz hat, steuert Vodafone Italien ein Mobilfunknetz bei. Mit dem Zusammenschluss von Fastweb und Vodafone Italien werden gemäss früheren Angaben Synergien von jährlich 600 Millionen Euro ab dem Jahr 2029 erwartet.

Gemäss den damaligen Informationen entsteht so der zweitgrösste Telekomanbieter Italiens hinter dem Platzhirsch TIM. Fastweb und Vodafone Italia werden einen kombinierten Umsatz von 7,3 Milliarden Euro und einen kombinierten Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) von 2,4 Milliarden Euro erzielen.

jb/tv

(AWP)