Gefeiert wurde das Börsendebut vor grosser Kulisse. Vor knapp 100 Menschen im grossen Saal der SIX läutete Sunrise-Chef André Krause die traditionelle Börsenglocke und strahlte übers ganze Gesicht, als der Eröffnungskurs auf der Leinwand eingeblendet wurde. Er selber hatte mit einem tieferen Eröffnungskurs gerechnet, wie er der Nachrichtenagentur AWP sagte.

Ein guter Börsenstart hatte sich abgezeichnet, aber nicht ein so guter. Am Vortag hatten die amerikanischen Hinterlegungsscheine ADS von Sunrise an der US-Technologiebörse Nasdaq um 6,2 Prozent auf 48,00 Dollar zugelegt. Damit wäre ein Eröffnungskurs in der Schweiz von rund 43 Franken zu erwarten gewesen.

Noch breiter wurde Krauses Lächeln, als der Kurs im frühen Handel weiter stieg. Mit 46,97 Franken wurde um 9.25 Uhr das bisherige Tageshöchst erreicht. Die Führungskräfte von Sunrise, der Schweizer Börse und die involvierten Banker liessen den Champagner kreisen.

Danach bröckelte der Kurs allerdings wieder ab und fiel am Mittag mit 44,55 Franken unter den Eröffnungskurs. Gehandelt wurden bis dann gut 314'000 der insgesamt der 71,36 Millionen Aktien. Der Rückgang ist angesichts der schlechten Börsenstimmung kein Wunder: Denn Gesamtmarkt SPI lag gleichzeitig um 0,8 Prozent im Minus.

Drittgrösster Börsengang der Welt

Mit einer Marktkapitalisierung von 3,2 Milliarden Franken hat Sunrise den drittgrössten Börsengang der Welt in diesem Jahr geschafft. Nur die Börsengänge von Lineage in den USA (5,1 Milliarden Dollar) und von der Midea Group in China (4,0 Milliarden Dollar) waren noch grösser. In der Schweiz liegt Sunrise damit deutlich vor dem Hautpflegespezialisten Galderma, dessen Börsengang im März knapp 2,3 Milliarden Franken auf die Waage brachte.

Damit ist Sunrise die Rückkehr an die Schweizer Börse gelungen, wo der Telekomkonzern schon einmal von 2015 bis 2021 kotiert war. Nach der Übernahme durch den britisch-amerikanischen Kabelnetzgiganten Liberty Global für 6,8 Milliarden Franken verschwand Sunrise aber vom hiesigen Handelsplatz.

Der Konzern wurde mit Libertys Schweizer Kabelnetztochter UPC zusammengelegt. Damit wurde ein potenterer Herausforderer für Platzhirsch Swisscom geschaffen, der mehr Kunden und Marktanteil erreichte. Ein Ziel der Fusion war es auch, die jeweiligen Schwachstellen zu beseitigen. So erhielt Sunrise ein eigenes Festnetz, während UPC ein Handynetz bekam.

Stärker als zuvor

Nun gibt Sunrise ein Comeback. Das Unternehmen sei bei seiner Rückkehr an die Schweizer Börse stärker als beim ersten Auftritt auf dem Parkett, sagte Krause. Locken will Sunrise die Investoren mit hohen Dividenden. «Wir bezahlen circa 3,30 Franken pro Aktie, sagte Krause. Auf Basis des Eröffnungskurses ergebe das eine Dividendenrendite von 7,5 Prozent.

Der Schweizer Durchschnitt liege bei 2,5 Prozent, die Toprenditen bei 5 bis 6 Prozent. Da sei Sunrise mit 7,5 Prozent gut gestartet, sagte Krause. Zudem sei die Dividende noch steuerfrei. Insgesamt sollen für das laufende Jahr mindestens 240 Millionen Franken ausgeschüttet werden. Und künftig solle die Dividende noch wachsen.

In der Zukunft werde Sunrise mehr Schweizer Aktionäre haben. Bisher habe man als Tochter von Liberty Global fast keine Schweizer Aktionäre gehabt. Auf der anderen Seite erwarte er keinen Exodus von US-Investoren. Denn er habe in Gesprächen mit amerikanischen Anlegern gehört, dass sie Sunrise interessant fänden, sagte Krause.

Unternehmerische Freiheit

Mit der Abspaltung von Liberty und dem Börsengang wird Sunrise unternehmerisch wieder in die Freiheit entlassen. Um die Verschuldung von Sunrise zu senken, hat Liberty 1,2 Milliarden Franken versprochen.

Ganz nabelt sich Sunrise auch künftig nicht vom Mutterkonzern ab. So bleiben noch Geschäftsbeziehungen bestehen. »Dank verschiedener Dienstleistungsverträge wird Sunrise weiterhin von der Partnerschaft mit Liberty Global profitieren."

Damit sichert sich das Schweizer Unternehmen den Zugang zu Technologie-, Finanz- und anderen Dienstleistungen von Liberty. Sunrise wird beispielsweise weiterhin für die nächsten fünf Jahre die TV-Empfangsboxen des britisch-amerikanischen Konzerns beziehen.

Operativ werden dieses und nächstes Jahr noch Übergangsjahre ohne Wachstum. Ab dem nächsten Jahr soll dann der operative Gewinn nach Leasingkosten (EBITDAaL) stabil bleiben oder leicht wachsen. Mittelfristig soll es dann ein stabiles bis niedriges einstelliges Umsatzwachstum geben.

jb/kw

(AWP)