Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Industrie ist im August um 1,4 Punkte auf 39,9 Zähler gestiegen, wie die Credit Suisse am Freitag mitteilte. Damit liege der Index so tief wie zuletzt während der Pandemie-Rezession 2020, heisst es. Von der Nachrichtenagentur AWP befragte Ökonomen hatten Werte im Bereich von 40,0 bis 42,0 Punkten prognostiziert.

Industriefirmen bauen Lager ab

Laut der Mitteilung liegen sämtliche Subindikatoren unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Die Produktion etwa sei zum fünften Mal in Folge rückläufig. Zudem gaben 48 Prozent der Befragten an, dass die Auftragsbücher in ihrem Unternehmen weniger gut gefüllt seien. Das deutet gemäss den CS-Ökonomen darauf hin, dass keine rasche Erholung in den kommenden Monaten in Sicht ist.

Somit sei es auch nicht überraschend, dass die Unternehmen im Einkauf und bei der Lagerbewirtschaftung «äusserst vorsichtig» seien, heisst es. So gibt die Mehrheit der Befragten (52 Prozent) an, dass in ihrem Unternehmen weniger eingekauft werde. Ausserdem empfinden die Einkaufsmanager die Lagerbestände «nach zwei Jahren geprägt von Lageraufbau» als zu gross, wie es heisst. Die Ökonomen der CS erwarten deshalb künftig einen weiteren Rückgang der Einkaufsmenge.

Sinkende Einkaufsmengen stünden gewöhnlich mit einem geringeren Auftragsbestand und einer schwächeren Produktionsdynamik in Zusammenhang. «Der Fortschritt im Lagerzyklus wird somit entscheidend dafür sein, wann die Erholung der Industrie beginnen wird», so die Experten.

Arbeitsmarkt bleibt stark

Angesichts der verhaltenen Aussichten seien die Unternehmen auch bezüglich Personalplanung vorsichtiger geworden, heisst es. Die Subkomponente «Beschäftigung» liegt mit 48,7 Punkten unter der Wachstumsschwelle.

Die meisten Unternehmen (69 Prozent) gehen jedoch davon aus, dass der Personalbestand in Zukunft gleich bleibt, nur 17 Prozent wollen Personal abbauen. Die restlichen 14 Prozent gehen sogar von steigenden Beschäftigungszahlen aus.

Deutlich nachgelassen hat derweil der Inflationsdruck. Im August meldeten laut dem Bericht nur noch 3,4 Prozent der befragten Unternehmen höhere Einkaufspreise. Noch vor einem Jahr sei jede zweite Firma mit Preissteigerungen konfrontiert gewesen.

KMU-PMI in Rezessionsstimmung

Etwas anders zeigt sich die Situation bei den kleinen und mittleren Industriebetrieben (KMU). Die anhaltende Industrie-Rezession wirke sich bei den KMU zunehmend auf die Beschäftigung aus. Viele Unternehmen planten in den nächsten Monaten einen weiteren Stellenabbau, heisst es in einer ebenfalls am Freitag veröffentlichten Mitteilung von Raiffeisen.

Insgesamt bleibt die Stimmung auch bei den KMU eingetrübt. Der KMU PMI blieb im August unverändert bei 46,3 Punkten. Zwar stiegen die Indikatoren für den Auftragsbestand und die Produktion erstmals seit Monaten an, heisst es. Alle Subkomponenten bleiben aber auch bei den KMU unter der Wachstumsschwelle, was laut den Ökonomen der Raiffeisen darauf hindeutet, dass die Rezession in der Industrie weiter anhält.

Bessere Aussichten im Dienstleistungssektor

Positiver als die Industriebetriebe blicken die Dienstleister auf die kommende Zeit. Der mehr auf den Binnenkonsum ausgerichtete Dienstleistungs-PMI der CS ging im August um 7,6 Indexpunkte hoch und überschritt damit knapp die Wachstumsschwelle auf 50,3 Zähler. Die von AWP befragten Ökonomen hatten mit lediglich 42,0 bis 45,0 Punkten gerechnet.

Sämtliche Subkomponenten deuten auf eine Seitwärtsbewegung in den kommenden Monaten hin. So liegt laut dem Bericht die Geschäftstätigkeit - als Vergleichsgrösse zur Produktion in der Industrie - mit 51,7 Punkten leicht über der Wachstumsschwelle, während Auftragsbestand (49,9) und Neuaufträge (49,0) etwas darunter sind.

tv/uh

(AWP)