Im Mai kamen 187'000 neue Jobs ausserhalb der Landwirtschaft hinzu, wie die Regierung in Washington am Freitag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten im Schnitt mit einem Plus von 196'000 gerechnet. Gesamthaft betrachtet befindet sich der Arbeitsmarkt aber weiterhin in robuster Verfassung, auch wenn die heutigen Zahlen etwas schwächer als erwartet ausfielen. 

Die getrennt ermittelte Arbeitslosenquote fällt überraschend von 3,6 auf 3,5 Prozent. Die Löhne sind stärker gestiegen als erwartet. Die durchschnittlichen Stundenlöhne erhöhten sich im Monatsvergleich um 0,4 Prozent. Ökonomen hatten im Schnitt einen Anstieg um lediglich 0,3 Prozent erwartet. Gegenüber dem Vorjahresmonat legten die Stundenlöhne um 4,4 Prozent zu. Auch dieser Anstieg ist stärker als erwartet.

Viele US-Firmen klagen über einen Mangel an Arbeitskräften, weshalb die Löhne schon länger deutlich steigen. Für die US-Notenbank Fed bedeutet das zusätzliche Inflationsrisiken. Zuletzt hatte die Fed im Juli die Zinsen erhöht, um die starke Teuerung in den Griff zu bekommen.

Das meinen die Ökonomen zu den Zahlen: 

Ulrich Wortberg, Helaba

"US-Arbeitsmarkt bleibt robust. Die Abkühlung lässt weiter auf sich warten. Trotz der restriktiven Geldpolitik ist es im Juli zu einem soliden Beschäftigungsaufbau gekommen. Zwar liegt das Plus unterhalb der Erwartungen, allerdings ist die Arbeitslosenquote gesunken und die Lohnsteigerungen ansehnlich und höher als erwartet. Daher gehen vom Arbeitsmarkt gewisse Inflationsgefahren aus, so dass es die Währungshüter wohl weiterhin vermeiden werden, das Ende des Zinserhöhungszyklus auszurufen. Sie werden sich alle Optionen in Abhängigkeit der Datenentwicklung offenhalten."

Bastian Hepperle, Hauck Aufhäuser Lampe

"Die Kernaussage zum Beschäftigungsanstieg ist seit einigen Monaten dieselbe: Im Trend schwächer, aber nicht wirklich schwach. Der vom Arbeitsmarkt ausgehende Inflationsdruck lässt deshalb nur langsam nach. Eine Leitzinserhöhung liegt daher weiter in der Luft." 

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank

"Der US-Arbeitsmarkt soll an dieser Stelle nicht schlechter geredet werden, als er tatsächlich ist, doch wenn die Beschäftigungskomponente des ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe nur noch bei einem Indexstand von 40 liegt, kann nicht mehr alles ganz so rosig sein. Dies waren in der Vergangenheit bei denen die US-Wirtschaft auf dem Weg in die Rezession war. Die Fed wird das heutige Zahlenwerk sorgfältig prüfen. Auch die in der kommenden Woche zur Veröffentlichung anstehenden Inflationsrate für den Juli werden von US-Währungshütern seziert werden. Auch wenn die Teuerung gegenüber dem Vorjahresmonat wieder gestiegen sein sollte, die Inflationsentwicklung im direkten Monatsvergleich dürfte moderat ausfallen. Das Urteil der US-Währungshüter dürfte lauten: Am Arbeitsmarkt zeigen sich leichte Risse und gleichzeitig ist kein Teuerungsdruck ablesbar. Für die Fed dürfte deshalb im September keine Notwendigkeit bestehen, weiter an der Zinsschraube zu drehen."

(cash/AWP/Reuters)