Die Inflationswelle in Deutschland wird nach Einschätzung der Bundesbank in den nächsten Monaten voraussichtlich nicht weiter abebben. In den kommenden Monaten werde die Teuerung zwar schwanken, aber in der Tendenz wohl nicht weiter sinken, teilte die Bundesbank in ihrem am Montag veröffentlichten Monatsbericht mit.

«Dies liegt auch an der hohen Volatilität der Ölpreise im vergangenen Jahr, deren Wirkung sich nun als Basiseffekt in den Verbraucherpreisen niederschlägt», erläuterte die deutsche Notenbank. Die Erwartung deckt sich mit den Prognosen der Europäischen Zentralbank (EZB) für den gesamten Euroraum. Daher gibt es erste Stimmen unter Ökonomen, die es für möglich halten, dass die EZB bis Jahresende nur noch einmal die Zinsen senkt.

Die Bundesbank rechnet damit, dass die Inflation bei den Dienstleistungen in den nächsten Monaten angesichts eines nach wie vor kräftigen Lohnwachstums nur zögerlich nachlassen wird. In Deutschland war die Gesamtinflation im Juni - nach europäischer Berechnung - auf 2,5 Prozent gesunken nach 2,8 Prozent im Mai. In der 20-Ländergemeinschaft fiel sie von 2,6 Prozent im Mai ebenfalls auf 2,5 Prozent. Die EZB strebt 2,0 Prozent als Idealwert für die Euro-Zone an. Sorgen bereitet den Währungshütern insbesondere, dass die Inflation im Dienstleistungssektor mit 4,1 Prozent immer noch hoch und auch das Wachstum der Löhne weiterhin stark ist.

Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, erwartet keinen raschen Rückgang des Lohnwachstums und auch keinen baldigen Produktivitätsanstieg. «Zufrieden kann die EZB mit dieser Gemengelage also nicht sein», merkte er an. Für den September dürfte zwar aus seiner Sicht freie Fahrt für eine Zinssenkung bestehen. Für die Zinssitzung im Dezember sehe das aber anders aus, da dann die Inflation voraussichtlich deutlicher über zwei Prozent liegen werde.

Seine Prognose: «Das Risiko einer Zinspause liegt für Dezember 2024 auf der Hand.» Die Finanzmärkte gehen nach der EZB-Zinswende vom Juni aktuell davon aus, dass bis zum Jahresende maximal zwei Zinssenkungen folgen werden.

(Reuters)