Die Umsatzentwicklung wird in Expertenkreisen insgesamt positiv beurteilt. Dies gilt sowohl für das Geschäft mit Hörgeräten als auch mit Hörimplantaten für Gehörlose. Rückblickend ist das Wachstum in Lokalwährungen höher als erwartet. Hier wurden selbst die kühnsten Einzelschätzungen übertroffen.
Für Gesprächsstoff sorgt allerdings die Gewinnentwicklung: Sonova verfehlte in der Berichtsperiode beim bereinigten EBITA die Erwartungen deutlich. Es scheine, als habe der Hörgerätehersteller im Hinblick auf die Markteinführung neuer Produkte das Wachstum über die Margen gestellt, vermuten die einen Analysten. Andere führen den Margenrückgang auf das intensive Wettbewerbsumfeld zurück.
Dass die diesjährigen Wachstumsziele für Umsatz und operatives Ergebnis bestätigt wurden, beruhigt die Gemüter jedoch. Auch beim Betriebsgewinn lasse die Guidance auf eine deutliche Erholung im zweiten Halbjahr schliessen, schreibt etwa ZKB-Analyst Daniel Jelovcan. Er betont, dass die Einführung der Phonak Sphere Infinio-Hörgeräte sehr gut verlaufe. Die Margenenttäuschung erklärt Jelovcan primär mit den substanziellen Einführungskosten der neuen Plattform sowie negativen Währungseffekten.
Ähnlich klingt es bei seiner Kollegin Sibylle Bischofberger von der Bank Vontobel. Auch für sie gibt es plausible Erklärungen für den Margenrückgang. Sie weist zudem darauf hin, dass das Management in der zweiten Jahreshälfte mit Marktanteilsgewinnen rechnet.
Nach dem Kursplus von 25 Prozent seit Anfang Mai wiesen die Titel mittlerweile eine hohe Prämie gegenüber dem Sektor aus, schreibt die UBS. Auch aus historischer Perspektive sei das Kurs-Gewinn-Verhältnis damit nahe einem Rekordhoch. Der zuständige Experte hält es derweil für möglich, dass Sonova lediglich das untere Ende der Zielspanne erreiche, was Raum für Schätzungsreduktionen schaffe.
(AWP)