Die Spatzen pfiffen es bereits von den Dächern, nun ist es auch offiziell. SoftwareOne will Crayon übernehmen, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte.
Konkret bietet SoftwareOne den Aktionären von Crayon 0,8233 neue Aktien von SoftwareOne und 69 Norwegische Kronen in bar je Crayon-Aktie an. Dies entspricht einem Angebotswert von 144 Kronen je Aktie, was einer Prämie von 13 Prozent auf den Schlusskurs vom Mittwoch entspricht. Multipliziert man dies mit den rund 89,6 Millionen ausstehenden Aktien, dann ergibt sich ein Angebotspreis von über 1 Milliarde Franken für die Crayon-Aktionäre.
Zur Finanzierung des Deals will SoftwareOne bis zu 72 Millionen neue Aktien schaffen, was rund einem Drittel des gesamten neuen Aktienkapitals entsprechen würde. Zudem plant das Unternehmen eine Überbrückungsfinanzierung in Höhe von rund 700 Millionen Franken, um die Barkomponente des Angebots abzudecken und bestehende Schulden von Crayon zu refinanzieren. Die Nettoverschuldung von SoftwareOne im Verhältnis zum bereinigten EBITDA soll per Ende 2025 unter 2,0x zu liegen kommen.
Das Angebot beruhe auf einer Bewertung von Crayon über 172,50 Kronen je Aktie, was einer Prämie von 36 Prozent entspricht. Daraus ergibt sich eine Entschädigung von 40 Prozent in bar und 60 Prozent in Aktien. SoftwareOne wiederum legt bei der Aktientauschkomponente eine Bewertung von 10 Franken zu Grunde, was einem Prämie von 38 Prozent wäre, heisst es weiter.
Das fusionierte Unternehmen kommt auf einen gemeinsamen Umsatz von 1,6 Milliarden Franken und ist in 70 Ländern präsent. Rund 13'000 Mitarbeitende werden für die Firma arbeiten. SoftwareOne rechnet damit, dass die Transaktion im dritten Quartal 2025 abgeschlossen werden kann.
Synergien angestrebt
Mit dem Zusammenschluss wollen die Unternehmen vor allem auch Synergien realisieren. Die laufenden Kosten sollen in den kommenden 18 Monaten um 80 bis 100 Millionen Franken gesenkt werden, zusätzlich zu den bereits angekündigten 50 Millionen von SoftwareOne. Insgesamt erwartet SoftwareOne Implementierungskosten in derselben Grössenordnung wie die Synergien bei den laufenden Kosten, heisst es weiter.
«Dies ist eine einzigartige Gelegenheit, unsere komplementären Geschäfte und hochqualifizierten Teams zusammenzubringen, basierend auf unseren gemeinsamen Werten und dem Unternehmergeist, der uns verbindet», lässt sich SoftwareOne-Verwaltungsratspräsident Daniel von Stockar in der Mitteilung zitieren.
Durch die erwartet Cash-Generierung des kombinierten Unternehmens erwartet SoftwareOne, die derzeitige Dividendenpolitik beibehalten zu können. Weiterhin wird eine Ausschüttungsquote von 30-50 Prozent des bereinigten Nettogewinns nach Abschluss der Transaktion angestrebt.
Für die Aktionäre stellt SoftwareOne einen Gewinn pro Aktien bis Ende 2026 von ungefähr 25 Prozent in Aussicht. Unter Ausschluss der Implementierungskosten wird sogar ein Zuwachs von über 40 Prozent erwartet, wie das Unternehmen weiter schreibt.
Verwaltungsräte und Gründungsaktionäre für Deal
Die Gründungsaktionäre und die Verwaltungsräte der beiden Firmen haben bereits ihre Zustimmung zum Deal angekündigt und auch den Aktionären eine Annahme empfohlen. Die Gründungsaktionäre halten 29 beziehungsweise 5 Prozente des jeweiligen Aktienkapitals. SoftwareOne besitzt von seinem vorherigen Investment zudem noch 1,9 Prozent der Aktien von Crayon. SoftwareOne war schon einmal im Jahr 2018 bei Crayon eingestiegen, hatte sein Beteiligung 2022 jedoch grösstenteils wieder verkauft.
Die SoftwareOne-Gründungsaktionäre haben sich zudem bereits dazu verpflichtet, an der für Frühjahr 2025 geplanten GV für die Kapitalerhöhung zu votieren. Die Gründungsaktionäre von Crayon wollen ihre Aktien im Rahmen des Angebots andienen.
Hauptsitz bleibt in Stans
Zudem sollen zwei Vertreter von Crayon in den Verwaltungsrat von SoftwareOne gewählt werden. Die Leitung des fusionierten Unternehmers übernehmen der bisherige SoftwareOne-CEO Raphael Erb und die amtierende Crayon-Chefin Melissa Mulholland in einer Co-Leitung. Der Hauptsitz bleibt in Stans.
Im Zusammenhang mit dem Angebot will SoftwareOne auch eine Doppelkotierung an der Osloer Börse und an der Schweizer Börse SIX prüfen. Dazu bedürfe es aber noch der Zustimmung der zuständigen Behörden, heisst es einschränkend.
Für die Zukunft schliesse der Verwaltungsrat von SoftwareOne zudem ein Going-Private des Unternehmens nicht aus, «wenn dies im besten Interesse des Unternehmens und seiner Aktionäre ist», heisst es. SoftwareOne werde den Markt informieren, wenn dies erforderlich sein sollte.
cg/rw
(AWP)