Das im Dax notierte Papier setzte nach Gewinnmitnahmen vom Vortag zu einem weiteren Höhenflug an und sprang am Mittwochmorgen um ein Fünftel nach oben auf einen Höchststand von über 47 Euro. Am späten Vormittag lag das Plus immer noch bei rund 18 Prozent. Im laufenden Jahr hat der Kurs damit um rund 285 Prozent zugelegt. Das stellt alle anderen Werte im Leitindex in den Schatten, selbst die Aktie von Rheinmetall .

Berenberg-Analyst Philip Buller sprach von klar übertroffenen Erwartungen und einer Aktie, in der die Anleger immer noch unterinvestiert seien. Goldman-Sachs-Experte Ajay Patel sieht «das Bild einer starken und langfristigen Wachstumsstory». Mit Blick auf 2028 hat er immensen Spielraum für den Ergebniskonsens ausgemacht.

Die bei Siemens Energy generell zurückhaltendere UBS-Expertin Supriya Subramanian lobte derweil vor allem die starke Auftragslage. Die Ziele für 2025 und 2028 sieht sie eher im Rahmen der Erwartungen. Bernstein-Experte Nicholas Green bezeichnete den Ausblick auf das Jahr 2025 in einem Grossteil der Sparten positiv. Sorgen bereitet ihm mit Blick auf das kommende Jahr nur die Windkraftsparte Gamesa.

«Unser Fokus liegt weiterhin auf profitablem Wachstum, das durch äusserst positive Marktbedingungen unterstützt wird», erklärte Konzernchef Christian Bruch auf der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens in München. Siemens Energy hatte bereits am Vorabend Zahlen und Ziele veröffentlicht. So soll der vergleichbare Umsatz im Geschäftsjahr per Ende September 2025 um acht bis zehn Prozent steigen. Die bereinigte operative Marge erwartet das Management bei drei bis fünf Prozent. Analysten haben bei der Marge bislang 4,2 Prozent auf dem Zettel.

Dazu beitragen sollen vor allem die Geschäfte mit Netz- und Gastechnik sowie weitere Verbesserungen bei der Windkrafttochter Gamesa. Allerdings erwartet Siemens Energy für den Bereich nochmals einen Milliardenverlust. Das seit Jahren rote Zahlen schreibende Geschäft soll im darauffolgenden Geschäftsjahr 2026 die Gewinnschwelle erreichen.

Mittelfristig zeigte sich Siemens Energy optimistischer als zuvor und erhöhte seine Ziele. So soll der vergleichbare Umsatz bis 2027/28 im Schnitt jährlich im hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen Prozentbereich steigen. Die Ergebnismarge soll 10 bis 12 Prozent bis 2027/28 erreichen - hier hatte Siemens Energy bislang 8 Prozent in Aussicht gestellt. Beim Umsatz wollte das Unternehmen bislang im mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen. Die neuen Ziele «reflektieren unsere führende Rolle in der Energiewende», so Bruch.

Im vergangenen Geschäftsjahr profitierte Siemens Energy von einer hohen Nachfrage nach Netztechnik und einem guten Gasgeschäft. Dies konnte anhaltende Verluste im schwächelnden Windkraftgeschäft mehr als ausgleichen. Bei der Sanierung von Gamesa macht der Konzern jedoch Fortschritte und konnte die Verluste reduzieren - allerdings fiel dort immer noch ein Fehlbetrag von 1,8 Milliarden Euro an. «Wir kommen Schritt für Schritt voran», sagte Bruch. Jedoch gibt es seiner Ansicht nach noch viel zu tun, etwa bei der Steigerung der Produktivität.

Gamesa kämpft zudem weiter mit Fehlern in der Vergangenheit: So müssen Verträge abgearbeitet werden, mit denen angesichts gestiegener Kosten kein Gewinn mehr zu machen ist. Dazu kommen Hochlaufkosten beim Geschäft mit Windrädern im Meer. Massiv Geld kosten zudem Qualitätsprobleme bei zwei Onshore-Windturbinentypen. Die aus dem Verkehr gezogene Turbine 5.X soll nun im Laufe des Geschäftsjahres 2025 wieder auf den Markt kommen. Für die ebenfalls betroffenen 4.X-Plattformen wurde der Verkauf im September wieder aufgenommen.

Der Umsatz stieg 2023/24 um 10,8 Prozent auf 34,5 Milliarden Euro. Auf vergleichbarer Basis lag das Wachstum bei 12,8 Prozent und damit etwas über den Erwartungen des Unternehmens. Nach einem Milliardenverlust im Vorjahr erzielte Siemens Energy einen bereinigten operativen Gewinn von 345 Millionen Euro. Die entsprechende Marge betrug ein Prozent, womit der Konzern das obere Ende seiner Prognose erreichte. Dabei verzeichnete der Konzern nochmals ein starkes Schlussquartal.

Unter dem Strich verdiente Siemens Energy 1,3 Milliarden Euro, nach einem Verlust von 4,6 Milliarden Euro im Vorjahr. Hier profitierte das Unternehmen erheblich von dem Verkauf von Anteilen seines indischen Energiegeschäfts an die ehemalige Konzernmutter Siemens . Aus der endgültigen Entflechtung der indischen Siemens Limited erwartet Konzernchef Bruch weitere positive Effekte für das neue Geschäftsjahr. Bereinigt darum soll das Ergebnis nach Steuern 2024/25 um die Gewinnschwelle herum liegen.

Die Transaktion in Indien war Teil einer breiten Einigung von Siemens Energy mit Banken und dem Bund über milliardenschwere Garantien zur Absicherung von Aufträgen im vergangenen Jahr. Die staatlichen Garantien will Siemens Energy so schnell wie möglich ablösen. Bruch wollte dabei jedoch keinen Zeitraum nennen, da die Abarbeitung des Pakets «eine gewisse Zeit dauern» werde. Das staatliche Bürgschaftssystem untersagt es Siemens Energy etwa, Dividenden oder Boni über die Laufzeit auszuschütten./nas/men/jha/

(AWP)