«Bisher war es Gepflogenheit, EU-Zölle nicht zu übernehmen», sagte der Präsident des Verbandes der freien Schweizer Autohändler, Roger Kunz, am Mittwoch im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. «Deshalb dürfte in der Schweiz die Automobilsteuer bei 4 Prozent bleiben.» Es sei nicht zu erwarten, dass sich daran etwas ändert.

Die Schweiz sei neutraler und mische sich in Handelsstreitigkeiten anderer Länder nicht ein. Seit Anfang dieses Jahres seien die Industriezölle einseitig abgeschafft worden. Damit würden die Zölle auf aussereuropäische Autos entfallen, sagte Kunz.

Höhere Nachfrage erwartet

Die Nachfrage nach chinesischen Autos dürfte grundsätzlich weiter steigen, sagte Kunz, denn sie seien in Bezug auf die Wettbewerbsfähigkeit vielen anderen Herstellern überlegen.

Kunz, der gemäss eigenen Angaben mit seinem Unternehmen der erste Importeur von chinesischen Autos in der Schweiz war, bekommt mehr Konkurrenz. Auch Emil Frey und Astara (Stellantis, Hyundai) würden dieses Jahr den Vertrieb von Autos aus dem «Reich der Mitte» aufnehmen. Damit kommen auch Fahrzeuge des grossen E-Autoherstellers BYD hierzulande auf den Markt.

In der Schweiz liegt der Marktanteil von chinesischen Autos immer noch unter 1 Prozent, während er in gewissen EU-Ländern bereits bis zu 10 Prozent betrage. Deshalb dürfte die EU-Kommission kalte Füsse bekommen haben, was zur Verhängung der Strafzölle geführt habe, glaubt Kunz. «Nach unserer Auffassung ist das eine Marktabschottung der EU. Ob das Erfolg hat, ist zu bezweifeln. Denn China könnte zu Retorsionsmassnahmen ergreifen.»

Auto-Schweiz: Strafzölle schaffen nur Verlierer

Der Importeurverband Auto-Schweiz sieht derweil die Strafzölle der EU mit Sorge: Damit verschärfe sich das Risiko eines globalen Handelskonflikts. «Ein solcher schafft am Ende nur Verlierer», schrieb Auto-Schweiz in einer Stellungnahme.

Gerade die Konsumenten würden sich am Schluss mit einer kleineren Produkteauswahl und höheren Preisen konfrontiert sehen. «Die europäische Automobilwirtschaft, die für rund drei Viertel der Personenwagen-Importe in die Schweiz verantwortlich ist, braucht keine Schutzmauern vor China, sondern generell innovationsfreundlichere Rahmenbedingungen», sagte Auto-Schweiz-Präsident Peter Grünenfelder.

Für die Schweiz heisse das umso mehr, nicht noch mit einem zusätzlichen 'Swiss Finish' die bestehende Regulierungsdichte weiter auszubauen. «Die Schweiz hat auf den 1. Januar gerade erst die Industriezölle abgeschafft, weshalb ein protektionistisches Zurück definitiv der falsche Ansatz ist», erklärte Grünenfelder.

jb/

(AWP)