Kiesewetter stimmte auf «Wahlkampfüberraschung» ein
Kiesewetter hatte am Samstag auf der Plattform X geschrieben: «Wir müssen uns auf eine Wahlkampfüberraschung einstellen.» Es verdichteten sich Hinweise, dass «Bundeskanzler Scholz vor dem 23. Februar nach Moskau reist bzw. Putin trifft». Am Sonntagnachmittag war die Nachricht im sozialen Netzwerk X nicht mehr auffindbar.
SPD-Generalsekretär Matthias Miersch und SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich hatten Kiesewetter zuvor dazu aufgefordert, die Äusserung zurückzunehmen und sich bei Scholz zu entschuldigen. Regierungssprecher Steffen Hebestreit kündigte sogar rechtliche Schritte an. «Das ist schon üble Nachrede, was der Abgeordnete Kiesewetter da betreibt», sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Es gebe keinerlei Überlegungen für eine solche Reise, sie würde auch überhaupt keinen Sinn ergeben.
Miersch: «Infam und perfide»
Miersch nannte die Äusserung Kiesewetters «infam und perfide». Kiesewetters Äusserung sei ein «deutlicher Verstoss» gegen das Fairnessabkommen, auf das sich alle im Bundestag vertretenen Parteien ausser AfD und BSW kurz vor Weihnachten geeinigt hatten. Darin verzichten die Parteien auf die Verbreitung von Falschinformationen.
Auch Mützenich erinnerte die CDU an das Fairnessabkommen. «Mit solch frei erfundenen Behauptungen versuchen offensichtlich massgebliche Vertreter der CDU/CSU-Fraktion Argumente gegen den vernünftigen aussenpolitischen Kurs von Olaf Scholz zu konstruieren», sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Die Führung der Union müsse nun prüfen, ob Kiesewetter noch länger Mitglied des Parlamentarischen Kontrollgremiums für die Geheimdienste bleiben könne, fügte Mützenich hinzu. «Immerhin werden hier höchst vertrauliche, auch aussenpolitisch relevante Fragen geklärt.»
Scholz hatte im November mit Putin telefoniert
Scholz hatte im November zum ersten Mal seit fast zwei Jahren wieder mit Putin telefoniert und damit in der Ukraine, aber auch bei osteuropäischen Nato-Partnern für Verärgerung gesorgt. In Moskau war der Kanzler zuletzt wenige Tage vor der russischen Invasion in der Ukraine./mfi/DP/he
(AWP)