«Wir hatten ein weiteres starkes Quartal, in dem wir unseren im letzten Jahr aufgestellten Plan für profitables Wachstum umgesetzt haben», sagte Konzernlenker Marc Benioff laut einer Mitteilung vom Mittwoch. Salesforce sei inzwischen gemessen am Umsatz der drittgrösste Anbieter für Unternehmenssoftware sowie die Nummer eins bei Unternehmensanwendungen sowie bei auf Künstlicher Intelligenz basierenden Kundenmanagement-Systemen (KI-CRM).

Das Management um Benioff hatte die Wallstreet bereits in den vergangenen Monaten mit einer raschen Ausweitung der Gewinnspannen erfreut. Mit seiner Gewinnprognose für das Schlussquartal übertraf der Spezialist für Unternehmenssoftware aus der Cloud nun die Erwartungen am Markt.

Für das gesamte Geschäftsjahr, das noch bis Ende Januar läuft, ist jetzt eine bereinigte operative Marge von 30,5 Prozent statt wie bisher rund 30 Prozent angepeilt, wie Salesforce weiter mitteilte. Im Vorjahr hatte die Marge noch bei 22,5 Prozent gelegen.

Auch das Jahresziel für den freien Barmittelfluss aus dem Tagesgeschäft hob die Unternehmensleitung an. Für den Umsatz wurde die Spanne eingeengt, hier ist nun ein Anstieg um rund elf Prozent auf 34,75 bis 34,8 Milliarden US-Dollar (rund 31,7 Mrd Euro) angepeilt.

In den drei Monaten bis Ende Oktober war der Erlös ebenfalls um elf Prozent geklettert und hatte 8,72 Milliarden Dollar erreicht. Die bereinigte Marge lag im Tagesgeschäft mit 31,2 Prozent noch über dem neuen Jahresziel. Unter dem Strich sprang der Gewinn auf 1,22 Milliarden Dollar hoch - ein Anstieg auf fast das Sechsfache des Vorjahreswerts.

Analyst Kash Rangan von der US-Bank Goldman Sachs sprach von unerwartet starken Zahlen. Die Abo-Umsätze hätten sich überraschend deutlich beschleunigt. Der Experte zeigte sich überzeugt, dass Salesforce den «Spagat zwischen der Ausweitung der operativen Margen und der Wiederbeschleunigung der Umsatzdynamik schaffen kann». So machen sich einige Branchenkenner sich Sorgen um das Wachstumstempo, das zuletzt nachgelassen hatte. Salesforce hofft nun, durch neue KI-Funktionen und vorsichtige Preiserhöhungen diesen Trend umzukehren. Rangan hob sein Kursziel - ebenso wie einige andere Analystenhäuser, darunter die UBS, RBC und Jefferies.

Die gestiegene Profitabilität hat Salesforce zum Teil einem deutlichen Stellenabbau zu verdanken, den das Unternehmen zu Beginn des Jahres angekündigt hatte. Zum 31. Oktober beschäftigte der Konzern noch gut 70 800 Mitarbeiter, dies waren elf Prozent weniger als noch vor einem Jahr. Im September kündigte Salesforce wiederum an, mehr als 3000 neue Mitarbeiter einzustellen, um vom Interesse an künstlicher Intelligenz zu profitieren.

An der Börse hat auch der KI-Hype dem Konzern einen massiven Kursanstieg beschert. Mit einem Zuwachs von fast 74 Prozent (per Mittwochssschluss) seit Jahresbeginn ist die Salesforce-Aktie 2023 bisher die grösste Gewinnerin im US-Leitindex Dow Jones. Vor allem im ersten Halbjahr war das Papier massiv angezogen, nachdem Salesforce verstärkt unter den Druck einer Reihe aktivistischer Investoren geraten war.

Neben dem Stellenbau konzentriert sich Salesforce als Teil seiner Kampagne zur Gewinnsteigerung auch auf Kostensenkungen im Vertrieb und Marketing. Dazu weitet der Konzern unter anderem die Verkaufskanäle seiner Software aus: Neuerdings sollen etwa einige der bekanntesten Produkte über den Amazon Web Services gekauft werden können. Analysten werteten dies als klugen Schachzug, um neue Kundengruppen zu erreichen und gleichzeitig die Verkaufskosten zu senken./tav/nas/mis

(AWP)