In den ersten neun Monaten sank das operative Ergebnis verglichen mit dem Vorjahr um fast ein Drittel auf knapp 4 Milliarden Euro und schnitt damit etwas besser ab, als vom Unternehmen befragte Analysten erwartet hatten. Gleiches galt für den bereinigten Gewinn: Er schrumpfte nahezu um die Hälfte auf gut 1,6 Milliarden Euro. Auch hier rechnet RWE nun mit einem Erreichen der mittleren Prognosespanne von 1,9 bis 2,4 Milliarden Euro. Experten gingen bisher von 2,1 Milliarden Euro aus.
Im Vorjahr hatten die infolge des Ukraine-Kriegs gestiegenen Strompreise bei RWE für hohe Margen gesorgt. Mittlerweile hat sich das Marktumfeld normalisiert. Unter dem Strich fiel nach neun Monaten ein Gewinn für die Aktionäre von knapp 5,2 Milliarden Euro an und damit gut ein Drittel mehr als ein Jahr zuvor. Das Nettoergebnis ist von nicht-operativen Sondereinflüssen geprägt, wie etwa der Bewertung von Derivaten und dem Wegfall von Abschreibungen aus dem Vorjahr.
Zugleich kündigte der Konzern am Dienstagabend den Rückkauf eigener Aktien im Volumen von bis zu 1,5 Milliarden Euro an. Das Programm soll noch im vierten Quartal 2024 starten und sich über einen Zeitraum von bis zu 18 Monaten erstrecken. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung entspricht dies rund sieben Prozent der Marktkapitalisierung in Höhe von über 22 Milliarden Euro.
Damit könnte RWE auf den kolportierten Einstieg des aktivistischen Investors Elliott reagieren. Mitte vergangener Woche hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Verweis auf mit der Sache vertraute Personen berichtet, dass dieser eine beträchtliche Beteiligung am deutschen Versorger aufgebaut habe und einen solchen Schritt verlange. RWE-Finanzchef Michael Müller soll ein Aktienrückkaufprogramm vor rund einem Monat in Gesprächen mit Investoren noch abgelehnt haben.
Auch unter anderen Investoren war der Ruf nach Aktienrückkäufen immer lauter geworden. UBS-Analystin Wanda Serwinowska sieht in der nun getroffenen Entscheidung daher eine Antwort auf die Bedenken einiger Anleger hinsichtlich der Kapitalallokation des Konzerns. Schliesslich schneide die RWE-Aktie mit einem Abschlag von über einem Viertel dieses Jahr bislang mit am schwächsten ab, während der Vergleichssektor 2 Prozent verloren habe.
RWE verwies als Beweggrund für das Programm hingegen unter anderem auf den Sieg von Donald Trump bei der US-Wahl vergangene Woche. Die Risiken für Windprojekte auf See seien grösser geworden, hiess es von dem Dax-Konzern. Dies betreffe auch das Windprojekt von RWE vor der Ostküste der USA, das sich aufgrund ausstehender Genehmigungen zeitlich verschieben könnte.
Trump ist als Befürworter der herkömmlichen Energiequellen bekannt und hatte schon im Wahlkampf angekündigt, soviel Öl wie möglich fördern lassen zu wollen, sollte er gewählt werden. Er gilt als Gegner der Klimapolitik. Förderungen für grüne Energien könnten unter Trump zurückgefahren werden.
Getrieben wurden die Neunmonatsergebnisse allerdings insbesondere von RWEs Handel mit Energie und der Sparte mit der sogenannten flexiblen Erzeugung, in der RWE die Geschäfte mit Wasserkraft, Biomasse und Gas zusammenfasst. Wenngleich beide Segmente im Vergleich mit dem Vorjahr deutlich schwächer abschnitten, fielen sie teils deutlich besser aus als am Markt erwartet. Die Geschäfte mit Wind- und Solarenergie auf See und an Land trafen die Schätzungen hingegen nur knapp oder verfehlten sie gar./lew/he/zb/stk
(AWP)