Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat eine internationale Untersuchung zu dem Vorfall gefordert. Laut ukrainischen Medien hat der Staatschef eine für Donnerstag geplante Reise in die Regionen abgesagt und gebeten, auf feierliche Gratulationen zu seinem 46. Geburtstag zu verzichten.
Experten des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) in Washington teilten mit, dass weder die russischen noch die ukrainischen Angaben unabhängig überprüft werden könnten. Russische Stellen behaupten, die Maschine sei auf dem Weg zu einem Gefangenenaustausch abgeschossen worden. In der Ukraine war zwar bestätigt worden, dass für den Tag ein Austausch geplant gewesen war. Kiew hat sich aber nicht zu den Gefangenen an Bord der Maschine geäussert.
Nach ISW-Angaben instrumentalisiert die russische Führung den Vorfall, um in der ukrainischen Gesellschaft Misstrauen zu säen gegen die Regierung in Kiew. Besonders die Frage des Austauschs von Kriegsgefangenen gelte für Ukrainer und Russen gleichermassen als sensibles Thema, das Emotionen auslöse. Zudem wollten russische Funktionäre mit unbewiesenen Behauptungen, dass die Ukraine für den mutmasslichen Abschuss deutsche oder US-Raketen eingesetzt habe, die militärische Unterstützung des Westens für das Land schwächen.
Das russische Flugzeug stürzte auf den Tag genau 23 Monate nach Beginn des Moskauer Angriffskrieges gegen das Nachbarland ab. Kremlchef Wladimir Putin hatte den Überfall auf die Ukraine am 24. Februar 2022 befohlen. Das Land verteidigt sich mit westlichen Waffen gegen die russische Invasion. Dabei hatten ukrainische Verteidiger zuletzt auch massiv die Region Belgorod beschossen, von der aus Russland auch seine Truppen versorgt./mau/DP/stk
(AWP)