Das Gegengeschäftprojekt «Rigi» wurde Anfang Juni vom Bundesamt für Rüstung (Armasuisse) vorgenehmigt, wie die Ruag am Dienstag mitteilte. Sobald die letzten vertraglichen Details geregelt sind, wird Lockheed Martin den Schweizer Technologiekonzern mit der Teilendmontage von vier F-35-Kampfjets beauftragen und entsprechende industrielle Fähigkeiten bei der Ruag aufbauen.

Armasuisse-Chef Urs Loher sprach in Bern vor den Medien von einem «wichtigen Schritt». Die Schweiz erhalte so ein hohes Mass an Autonomie und Souveränität, um die F-35-Kampfjets während ihrer gesamten Lebensdauer instand halten zu können.

Geplant ist, dass Schweizer Ingenieure einen Teil der neuen Kampfflugzeuge nach entsprechender Ausbildung in den USA und mit technischer Unterstützung durch Lockheed Martin ab dem Jahr 2027 bei der Ruag in der Schweiz endmontieren und testen können.

«Weltweit einzigartiges Paket»

Es handle sich nicht um ein Produktionsprojekt, sondern um Projekt zum Transfer von Technologie und Knowhow, sagte Ruag-Verwaltungsratspräsident Nicolas Perrin. Dieses sei für die Schweizer Sicherheit, die Armee und die Ruag wichtig. «Wir können so das Flugzeug mit all seinen Facetten kennenlernen.»

Mittelfristig will die Ruag als regionaler Anbieter Teil der europäischen F-35 Support-Lösung sein, wie es weiter hiess. Das Unternehmen sei als sogenanntes Materialkompetenzzentrum (MKZ) designiert. «Damit haben wir mehr Gewicht», sagte Perrin.

Patrick Nyfeler, Chef des Schweizer Ablegers von Lockheed Martin, versprach «volle Transparenz ins Gesamtsystem» des neuen Kampfjets. Das mit der Schweiz ausgehandelte Paket sei «weltweit einzigartig», gehe weit über das übliche Servicepaket hinaus und sichere hochqualifizierte Arbeitsplätze.

Erstes grosses Offset-Geschäft

Insgesamt wird die Schweizer Luftwaffe 36 Kampfflugzeuge des Typs F-35 erhalten. Die Flugzeuge sollen die heutige Flotte der F/A-18 Hornet und F-5 Tiger ersetzen.

Mit der Unterzeichnung des Beschaffungsvertrags hatte sich Lockheed Martin verpflichtet, bis Ende 2034 sechzig Prozent des Vertragswerts durch Gegengeschäfte mit Unternehmen in der Schweiz zu kompensieren. Das entspricht rund drei Milliarden US-Dollar. Das Projekt «Rigi» ist nun das erste grosse Gegengeschäft.

Wie viel Geld von Lockheed Martin an die Ruag fliesst, bleibt geheim. Die Beteiligten antworteten am Dienstag auf entsprechende Journalistenfragen, dass der genaue Betrag «nicht relevant» sei.

Westschweiz soll profitieren

Die Ruag rechnet zur Umsetzung des Projekts «Rigi» mit einem Personalbedarf von rund hundert Mitarbeitenden. Vierzig davon sollen in der Westschweiz rekrutiert werden und nach zwei Ausbildungsjahren in Emmen LU dann vorwiegend in Payerne VD arbeiten. Das Konzept sei noch nicht fertig ausgearbeitet, sagte Perrin.

Der Auftrag wird aber den unter Druck stehenden Ruag-Konzern finanziell entlasten. «Das Projekt reduziert das Risiko für einen grösseren Stellenabbau», sagte der Verwaltungsratspräsident. Mit «Rigi» will die Ruag bis 2034 rund hundert Millionen Franken in der Westschweiz investieren, um Arbeitsplätze zu sichern und Hightech-Arbeitsplätze auszubauen.

Mit der Vorabzustimmung sei das für die Zukunft des Unternehmens wichtigste Offset-Geschäft unter Dach und Fach, schrieb die Ruag. Auch insgesamt seien die Gegengeschäfte auf Kurs, sagte Loher.

Keine Verspätungen in Sicht

Bereits seit über zwei Jahren steht fest, dass die ersten acht der 36 Kampfjets für die Schweiz in den USA hergestellt werden. Mit diesen Flugzeugen soll die Initialausbildung der Schweizer Piloten in den USA stattfinden. Zusammengebaut werden diese Maschinen im Werk von Lockheed Martin in Fort Worth (Texas). 24 weitere F-35 sollen im italienischen Cameri vom Rüstungsunternehmen Leonardo gefertigt werden.

Laut den Verantwortlichen werden der Schweiz im Jahr 2030 36 einwandfreie und einsatzbereite F-35-Kampfjets zur Verfügung stehen. Derzeit gebe es keine Hinweise, dass es Verspätungen geben könnte, sagte Loher.

(AWP)