Als Erklärung nannte das Institut die erwartete Zuwanderung aus dem Ausland. Ohne sie sähe das Ergebnis der Rechnung ganz anders aus. «Ohne Zuwanderung aus dem Ausland würde die Bevölkerungszahl Deutschlands im Jahr 2045 bereits deutlich niedriger liegen, weil die Zahl der Sterbefälle die Zahl der Geburten bei weitem übersteigen wird», erklärte Peter Jakubowski, Leiter der Abteilung Raum- und Stadtentwicklung im BBSR. Das Institut geht unter anderem davon aus, dass langfristig betrachtet - ab dem Jahr 2031 - pro Jahr 300 000 Menschen mehr nach Deutschland kommen als Deutschland verlassen.

Grosse regionale Unterschiede

Allerdings gibt es grosse regionale Unterschiede. Während wirtschaftsstarke Grossstädte, ihr Umland und viele ländliche Regionen insbesondere in Bayern und Baden-Württemberg weiter wachsen würden, gehe der Rückgang an Bevölkerung in strukturschwachen Gegenden abseits der Metropolen weiter. Viele Regionen mit Bevölkerungsschwund liegen in Ostdeutschland - aber nicht nur.

Das stärkste Wachstum mit 14 Prozent und mehr prognostiziert das Institut für den östlich von München gelegenen Landkreis Ebersberg (Bayern) sowie für die Städte Freiburg im Breisgau, Potsdam und Leipzig. Die Landkreise Erzgebirgskreis (Sachsen), Greiz (Thüringen) und Mansfeld-Südharz (Sachsen-Anhalt) büssen dagegen laut Berechnung bis 2045 mehr als ein Fünftel ihrer Bevölkerung ein. Aber auch Regionen in Westdeutschland verlieren demnach Einwohner. Das betreffe Teile Nordhessens, die angrenzenden Gebiete im Osten Nordrhein-Westfalens sowie Teile des Saarlands.

Annahmen zu Geburten, Sterbefällen und Zuwanderung

Als Vergleichsjahr auf regionaler Ebene dient dabei 2021 - weil aus diesem alle notwendigen Daten für die Berechnung vorlagen, so das BBSR. Zuwanderung, die es seitdem gegeben hat, etwa ausgelöst durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, sind bei diesem Vergleich also nicht berücksichtigt. In die Prognose für 2045 flossen nach Angaben des Instituts aber gleichwohl aktuellere Daten ein. Also auch Daten, die die Jahre 2022 und 2023 abbilden.

Grundsätzlich fusst die Prognose auf Annahmen, die auf Basis demografischer Entwicklungen über einen längeren Zeitraum getroffen wurden. Etwa zu Geburtszahlen, Sterblichkeit, Zuwanderung und Wanderungen innerhalb Deutschlands. Künftige «Grosskrisen», die Flüchtlingsbewegungen auslösen können, könnten gleichwohl nicht eingepreist werden, betonte Abteilungsleiter Jakubowski.

Deutschland altert «massiv»

Besonders deutlich zeigt die Prognose abermals die erwartete Alterung der Gesellschaft. «Deutschland altert massiv», sagte die wissenschaftliche Projektleiterin Jana Hoymann. Man gehe davon aus, dass die Gruppe der Menschen, die 67 Jahre und älter sind, von 2021 bis 2045 um mehr als 13 Prozent anwachse. Das entspreche etwa 2,2 Millionen Menschen. «Wir haben einzelne Kreise, da nehmen die älteren Menschen 40 Prozent zu», sagte sie. Das sei ein «unfassbar» hoher Wert.

Auch beim Alter sind die Unterschiede zwischen den Regionen riesig. Für die Landkreise Vorpommern-Rügen (Mecklenburg-Vorpommern), Mansfeld-Südharz (Sachsen-Anhalt), Altenburger Land (Thüringen), Greiz (Thüringen) und Spree-Neisse (Brandenburg) gehen die Demografen von einem Durchschnittsalter von mehr als 50 Jahren im Jahr 2045 aus. In Städten wie Frankfurt am Main, München oder Heidelberg sieht es ganz anders aus. Dort wird ein Durchschnittsalter von unter 41 Jahren erwartet.

Abteilungsleiter Jakubowski sprach von «zum Teil völlig konträren Herausforderungen». In strukturstarken Städten und Kreisen mit Bevölkerungszuwachs werde es darum gehen, genügend Wohnraum, Bildung, Kinderbetreuung, Gesundheitsversorgung oder Pflege bereitzustellen. In strukturschwächeren Städten und Kreisen mit anhaltenden Bevölkerungsverlusten werde es dagegen «immer herausfordernder, eine vielfältige und leistungsfähige Daseinsvorsorge sowie attraktive Arbeits- und Wohnungsmärkte - also gleichwertige Lebensverhältnisse - abzusichern»./idt/DP/jha

(AWP)