Auch die Preise von Gütern, die vom Krieg betroffen waren, stiegen weniger scharf als befürchtet. Weil Russland ukrainische Exporte behinderte und wegen Sanktionen selbst Exportprobleme bekam, hatten Ökonomen einen Preisanstieg in ärmeren Ländern um 85 Prozent nicht ausgeschlossen. Tatsächlich stieg er dort um 17 Prozent, so die WTO. Den grössten Preisanstieg habe es bei Mais gegeben: plus 24,2 Prozent.
Die Länder hätten andere Quellen für Produkte gefunden, die sie vorher aus Russland oder der Ukraine importiert hatten, etwa bei Weizen, Mais, Sonnenblumenprodukten, Düngemittel, Öl und Gas und Palladium. Äthiopien, das 45 Prozent seines Weizens aus Russland und der Ukraine bezog, habe zum Beispiel mehr Weizen aus den USA importiert und Argentinien als ganz neuen Lieferanten gewonnen.
Dass die schlimmsten Szenarien - ein Rückgang des Handelswachstums auf 0,5 Prozent etwa - nicht eintrafen, sei kein Versagen der Ökonominnen und Ökonomen, so die WTO. Regierungen hätten anders reagiert als in der Finanzkrise vor gut 15 Jahren, als sie Handelsbarrieren aufbauten. So sei es vielen leichter gefallen als erwartet, neue Lieferanten zu finden oder Produkte zu ersetzen. Ein weiterer Ausbau des multilateralen Handelssystems mit vorhersehbaren Regeln fördere die Resilienz bei Krisen weiter.
Die ukrainischen Exporte sind dem Bericht zufolge nach Wert um 30 Prozent zurückgegangen. Die russischen Exporte seien nach Wert um 15,6 Prozent gestiegen, vor allem wegen des Preisanstiegs bei Treibstoffen, Getreide und Düngemitteln. Das russische Exportvolumen habe sich nach China und Indien verlagert, dürfte nach Schätzungen aber leicht zurückgegangen sein, so die WTO. Wegen der Sanktionen sei der Handel vor allem bei Industriegütern, Fahrzeugen, Pharmaprodukten und Luftfahrtkomponenten eingebrochen./oe/DP/zb
(AWP)