Israels Luftwaffe griff in den vergangenen Tage Militärangaben zufolge mehr als 200 Ziele im Gazastreifen an und tötete dabei auch gezielt mehrere hochrangige Mitglieder des Dschihads. "Wir befinden uns in einer Kriegssituation", sagte ein Armeesprecher am Donnerstagabend.
Im Gazastreifen starben seit Beginn der israelischen Militäroffensive am Dienstag bislang 31 Menschen, unter ihnen 6 Kinder, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Mehr als 100 seien verletzt worden. Bei mindestens 17 der Toten handelte es sich palästinensischen Informationen zufolge um Zivilisten. Israels Armee sagte, vier zivile Opfer seien von fehlgeleiteten Dschihad-Raketen getötet worden. Unabhängig war dies zunächst nicht zu überprüfen.
Militante Palästinenser feuerten Armeeangaben bislang mehr als 860 Raketen und Mörsergranaten Richtung Israel, 670 davon überquerten demnach die Grenze. Auch im Grossraum Tel Aviv waren in den vergangenen Tagen mehrfach Sirenen zu hören. Bei einem Raketeneinschlag in ein Wohnhaus in der israelischen Stadt Rehovot wurde am Donnerstag ein Mensch getötet. Sieben weitere seien verletzt worden. Seit Beginn der Angriffe wurden demnach 22 Menschen in Israel verletzt.
In Tel Aviv sorgte auch ein Open-Air-Konzert des israelischen Musikers Aviv Geffen für Unmut, zu dem am Donnerstagabend Medienberichten zufolge trotz Raketendrohungen 40 000 Besucher kamen. Die Fans wurden demnach angewiesen, sich im Falle von Raketenalarm auf den Boden zu setzen und ihre Köpfe zu schützen. Sie seien gebeten worden, nicht zu laufen, um keine Massenpanik zu riskieren. Gegen die Organisatoren wurde Kritik laut, die Veranstaltung sei "unverantwortlich".
Der Islamische Dschihad erklärte seine Bereitschaft, die Angriffe auszuweiten. "Egal wie lange der Kampf dauert und was auch immer die Kosten für uns sind." In einem Propagandavideo zeigte die militante Gruppierung zudem, wie Mitglieder Raketen zum Abschuss vorbereiten und damit drohen, Israel "mit Raketen zu ertränken".
Experten zufolge kommt es für den weiteren Verlauf des Konflikts vor allem darauf an, ob sich auch die im Gazastreifen herrschende Palästinenserorganisation Hamas beteiligt. Dies sei derzeit nicht der Fall, sagte ein Armeesprecher am Donnerstagabend. "Wir schauen auf alle Fronten, der Fokus liegt aber auf dem Dschihad im Gazastreifen". Die Hamas gilt als militärisch deutlich stärker.
Deutschland, Frankreich, Ägypten und Jordanien verlangten eine sofortige Waffenruhe. "Mit jedem neuen Tag, an dem Menschen sterben, wird es nur weitere Verlierer geben und keine Gewinner", sagte Aussenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Donnerstag. Der Bundestag würdigte am Freitag den 75. Jahrestag der Gründung Israels und bekannte sich in einer breiten Mehrheit zum Existenzrecht des jüdischen Staates. Angesichts des aktuellen Gewaltausbruchs zwischen Israelis und Palästinensern wurde in verschiedenen Reden die Bedeutung einer Zwei-Staaten-Lösung für einen dauerhaften Frieden betont - auch wenn diese derzeit in weiter Ferne gerückt scheine.
Gespräche über eine Waffenruhe blieben ägyptischen Angaben zufolge jedoch bislang erfolglos. Nach Angaben des Dschihads scheiterten die Gespräche zunächst, weil Israel sich geweigert haben soll, gezielte Tötungen zu beenden.
Unter Experten sind gezielte Tötungen umstritten. Die Vereinten Nationen bemängeln beispielsweise, dass damit Rechtsgrenzen verwischt würden. Sie sprechen zudem von einer Verletzung des Völkerrechts.
Ein Sprecher der israelischen Armee sagte, am Mittwoch habe es eine Art inoffizielle Erklärung über eine Waffenruhe gegeben, an die sich Israel auch gehalten habe - bis erneut Raketen aus dem Gazastreifen geflogen seien.
Die Hamas und der Islamische Dschihad werden von den USA, der EU und Israel als Terrororganisationen eingestuft. Beide Gruppierungen haben sich die Zerstörung Israels auf die Fahne geschrieben./cir/stz/sar/DP/ngu
(AWP)