Das Gold-Hoch von 2011 hatte einen bedeutenden Nachteil: Der Preisanstieg, der in jenem Jahr Ende August bei 1922 Dollar pro Feinunze gipfelte, hielt nicht an. Der Kursrückgang setzte rasch ein. Ende September war die Feinunze noch gut 1600 Dollar wert, Ende 2011 war der Preis wieder unter 1600 Dollar gefallen.
So ein Szenario fürchten Goldanleger auch dieses Mal, jetzt, wo der Goldpreis mit der der 2000-Dollar-Marke flirtet. Die Ängste sind aber unberechtigt, wenn man den Analysten des britischen Vermögensverwalters Schroders Glauben schenken will. Eine "Goldblase" gibt es demnach nicht.
Der Preis der Unze Gold in Dollar in den vergangenen zehn Jahren (Grafik: cash.ch)
Der auf Metalle spezialisierte Fondsmanager James Luke und Schroders-Rohstoffchef Mark Lacey argumentieren in einem Marktkommentar, dass ein Vergleich zu 2011 nicht funktioniere. Ihre Liste mit den offensichtlichen Unterschieden zwischen der Lage vor neun Jahren und der Lage heute verstehen sie als eine Art "neutralisierte" Aufzählung von Warnsignalen:
- 2011 war Gold eine universale Position in den Portfolios. Aktuell sei zwar der Anteil von Goldbarren in den Portfolios höher, aber viele Investoren hielten kein Gold, schreiben Luke und Lacey.
- Börsengehandelte Exchange Traded Funds (ETF) bunkern massiv physisches Gold: Laut Bloomberg kaufen sie seit 22 Tagen ununterbrochen dazu. Die Fonds, die für viele Anleger der angenehmste Weg ist, in Gold zu investieren, haben in diesem Jahr schon 643 Tonnen Gold zusammengekauft. Im ganzen Jahr 2019 waren es 372 Tonnen. Kritiker der Goldrally weisen vor allem auf diese Goldkäufe der ETF hin. Diese stellen die Schroders-Analysten allerdings vor den Hintergrund von lockerer Geldpolitik, enormen Wirtschaftsprogammen und hohen Bewertungen: "In einer Ära von wahrlich gigantischer Liquiditätsschaffung und hochgradig gestiegenen Bewertungen von Vermögenswerten kommt es drauf an, wie gross diese Goldbestände relativ gesehen sind." So ist bekannte Gold-Anteil in allen passiven Fonds laut Schroders heute viel tiefer: 2011 waren es etwa 10 Prozent, aktuell sind es 2,5 Prozent.
- Die Konzentration der Medien auf den Goldpreis ist nach Ansicht der Schroders-Analysten heute nicht so gross wie damals.
- Der Retail-Markt hatte 2011 blindes Vertrauen und Gold und allen Anlegern wurde zu Gold geraten. Dies sei diesmal viel weniger der Fall, schreiben die Experten.
- Die Bewertungen von Aktien, die mit Gold zusammenhängen, waren 2011 deutlich höher.
- 2011 gab mehrere teure, kreditfinanzierte Fusionen und Übernahmen bei Goldproduzenten, was diesmal nicht beobachtet wird.
- Und last, but not least: Der Preisanstieg 2020 ist langsamer als 2011. Seit Anfang Jahr ist der Goldpreis kontinuierlich um 20 Prozent angestiegen. 2011 schoss der Preis allein innerhalb eines Monats um 15 Prozent auf seinen Peak hoch und hielt sich nur 19 Tage lang über 1800 Dollar.