Bei den eidgenössischen Wahlen im Herbst wird die Waadt eine komplett neue Standesvertretung wählen. Olivier Français von der FDP und Adèle Thorens von den Grünen treten nicht mehr an.
Die bekanntesten Anwärter sind die beiden ehemaligen Staatsräte Broulis und Maillard. Der letztes Jahr aus der Regierung ausgeschiedene Broulis kandidiert auf einer gemeinsamen Liste mit dem SVP-Politiker Michaël Buffat, der seit 2015 im Nationalrat sitzt.
Letztes Jahr verpasste der 43-jährige Buffat seine Wahl in den Staatsrat. Er wurde von der fast unbekannten Mitte-Politikerin Valérie Dittli geschlagen. Inzwischen hat er an Bekanntheit gewonnen und für viele FDP-Anhänger ist es kein Tabu mehr, für einen SVP-Exponenten zu stimmen, wie seine Partei versichert.
Vor vier Jahren war das noch anders. Damals hatten die Kandidaten von FDP und SVP noch eine getrennte Liste eingereicht.
Nationalrat Maillard, der medienwirksame Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB), kandidiert auf einer gemeinsamen Liste mit dem Grünen Raphaël Mahaim, der vor einem Jahr für den zurückgetretenen Daniel Brélaz in den Nationalrat nachgerutscht ist.
Weitere Kandidatinnen und Kandidaten sind im Rennen um die beiden Ständeratssitze, aber ihre Chancen sind gering. Sie könnten jedoch Stimmen von links oder rechts holen, wie etwa die grünliberale Nationalrätin Céline Weber, die auf einem Einerticket antritt.
Rechte strebt zehn von 19 Sitzen an
Im Nationalrat zählt die Waadtländer Vertretung derzeit 19 Mitglieder: Je fünf SP und FDP, vier Grüne, drei SVP und zwei Grünliberale. Zwei Bisherige treten nicht mehr an, die Sozialdemokratin Ada Marra und der SVP-Politiker Jean-Pierre Grin.
Die neue Rechtsallianz von FDP, SVP und Mitte hofft, zwei Sitze hinzuzugewinnen und dank einer grossen Listenverbindung, die es vor vier Jahren noch nicht gab, von acht auf zehn Sitze zuzulegen. Getragen von ihren jüngsten Wahlergebnissen in Genf, Luzern und Zürich möchte die SVP den 2019 verlorenen Sitz zurückerobern.
Nach Ansicht rechter Strategen könnte der zweite Gewinn der Allianz an die FDP gehen oder sogar an die Mitte, sofern diese die Listenverbindung formell bestätigt. Eine politische Newcomerin, die Ökonomin Isabelle Chappuis, steht in den Startlöchern, um den 2019 von Claude Béglé verlorenen Mitte-Sitz zurückzuerobern.
In der Mitte des Parteienspektrums werden die Grünliberalen versuchen, an ihren Erfolg von 2019 anzuknüpfen, als sie einen zweiten Sitz gewannen. Sie werden allerdings eine schwierige Aufgabe haben, da ihre Wahllokomotive Isabelle Chevalley inzwischen aus der Politik ausgeschieden ist.
Auf der linken Seite wird es bei den Sozialdemokraten zu einer Blutauffrischung kommen. Mit dem Rücktritt von Marra und dem wahrscheinlichen Wechsel von Maillard in den Ständerat dürften mindestens zwei Neulinge auftauchen: Zu den Papabili gehören die Grossrätin Jessica Jaccoud und Grossrat Jean Tschopp sowie Benoît Gaillard, Gemeinderat in Lausanne und Kommunikationsbeauftragter des SGB.
Die Grünen profitierten vor vier Jahren von der Klimabewegung. Sie konnten ihre Delegation bei den letzten Wahlen auf vier Nationalräte verdoppeln. Sie werden versuchen, dieses Ergebnis zu bestätigen, vielleicht mit einem neuen Namen: Marius Diserens, Gemeinderat in Nyon und Queer-Aktivist, der auf der Liste ganz oben platziert ist.
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(AWP)