Das israelische Militär hatte am Freitag die Militäraktion "Morgengrauen" mit Luftangriffen gegen den Islamischen Dschihad im Gazastreifen gestartet. Die Luftwaffe tötete dabei zunächst den Dschihad-Militärchef Taisir al-Dschabari, am Samstagabend dann den südlichen Dschihad-Kommandeur Chalid Mansur. Die israelische Armee schaltete nach eigenen Angaben mit dem Einsatz die militärische Führungsriege des Dschihad aus. Die eng mit Israels Erzfeind Iran verbundene Gruppe wird von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft.
Seit Freitag hatten militante Palästinenser daraufhin nach Militärangaben mehr als 900 Raketen auf israelische Ortschaften gefeuert. 160 davon seien im Gazastreifen selbst eingeschlagen.
Im Gazastreifen erhöhte sich die Zahl der Opfer auf 44 Tote und 360 Verletzte seit Freitag, wie das palästinensische Gesundheitsministerium am Sonntagabend mitteilte. Unter den Toten waren den Angaben zufolge auch 15 Kinder und vier Frauen. Die Palästinenser machten Israel dafür verantwortlich. Israels Armee betonte dagegen, fehlgeleitete Raketen des Dschihad hätten zivile Opfer im Gazastreifen gefordert.
Die Raketenangriffe auf israelische Ortschaften dauerten am Sonntagabend bis zur letzten Minute an. Auch in der Küstenmetropole Tel Aviv hatten am Abend noch die Alarmsirenen geheult. Fast alle Geschosse, die israelische Wohngebiete bedrohten, konnten aber nach Militärangaben von der Raketenabwehr Iron Dome abgefangen werden. Die israelische Armee setzte ihre Angriffe auf Dschihad-Ziele im Gazastreifen ebenfalls bis zuletzt fort.
Nach israelischen Angaben plante der Dschihad vor dem Militäreinsatz eine Attacke mit Panzerabwehrraketen im Grenzgebiet zum Gazastreifen. Israel sperrte über mehrere Tage hinweg Gebiete am Rande des Küstenstreifens ab und erhöhte die Alarmbereitschaft. Der Eskalation vorangegangen war die Festnahme eines PIJ-Anführers im Westjordanland, Bassem Saadi, am Montag.
Die im Gazastreifen herrschende Palästinenserorganisation Hamas hatte sich in dem Konflikt dagegen weitgehend zurückgehalten. Israel hatte nach Einschätzung von Kommentatoren die Sorge, die islamistische Gruppierung könnte in die Kämpfe verwickelt werden, sollten diese länger andauern. Sie verfügt nach israelischen Informationen über deutlich mehr und weiter reichende Raketen als der Dschihad, die zweitstärkste militärische Kraft im Gazastreifen.
Bei der Verkündung der Waffenruhe dankten Israel und der Islamische Dschihad dem Nachbarland Ägypten für die Vermittlung im Konflikt. Der Dschihad poche allerdings auf sein Recht, "auf jede israelische Aggression zu reagieren", teilte die Palästinenserorganisation mit. Auch Israel betonte, man werde im Fall von Verstössen hart reagieren.
Eine hochrangige ägyptische Delegation war am Abend in Gaza eingetroffen, um über Details der Waffenruhe zu verhandeln. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen. Es soll in der Einigung auch um die Freilassung zweier palästinensischer Häftlinge in Israel gehen, darunter der Dschihad-Anführer Saadi.
Israelische Medien berichteten dagegen, Israel habe für die Waffenruhe keine Bedingungen akzeptiert. Es solle lediglich das Prinzip "Ruhe im Gegenzug für Ruhe" herrschen.
Ägypten hatte vergangenes Jahr auch eine Waffenruhe zwischen Israel und der islamistischen Hamas nach einem Waffengang über elf Tage vermittelt.
(AWP)