Waren und Dienstleistungen kosteten im Schnitt 7,9 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, wie das Arbeitsministerium am Donnerstag in Washington mitteilte. Das ist der höchste Wert seit Januar 1982. Von Reuters befragte Experten hatten mit 7,9 Prozent gerechnet, nach 7,5 Prozent im Januar. Materialengpässe in Folge der Corona-Krise und rasant steigende Energiekosten treiben die Inflation immer höher. Der Ukraine-Krieg und Sanktionen gegen Russland dürften die Energie weiter verteuern. Dies könnte laut Chefstratege John Vail vom Vermögensverwalter Nikko Asset Management den Privatkonsum und damit die gesamte Wirtschaftskraft in den USA bremsen.

Wegen des starken Preisauftriebs und des zugleich brummenden Arbeitsmarkts steuert die US-Notenbank Fed auf eine Zinswende zu. Dies hat Notenbankchef Jerome Powell wiederholt signalisiert. An den Finanzmärkten wird für Mitte März mit einem ersten Schritt nach oben gerechnet, weitere Anhebungen dürften folgen. 

Analysten sagten dazu in ersten Reaktionen:

Bastian Hepperle, Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank: "Der Inflationsanstieg hat sich weiter beschleunigt und das mit voller Breitseite. Egal ob Benzin, Lebensmittel, Übernachtungen, Flugreisen oder Mieten - alles ist deutlich teuer geworden. Das Ende der Fahnenstange ist bei den Preisanstiegen noch nicht erreicht. Unternehmen werden ihren hohen Kosten- und Lohndruck weiterreichen. Die US-Notenbank wird nächste Woche ihren Kampf gegen hohe Inflationsraten aufnehmen und sich auf den Leitzinserhöhungspfad begeben."

Thomas Gitzel, Chefökonom VP Bank: "Die Inflationsraten klettern weiter in die Höhe. Während noch bis kurzem davon ausgegangen werden konnte, dass die Teuerungsraten fallen, hat der Krieg in der Ukraine die Situation merklich verändert. Die Ölpreise sind in der Spitze um rund ein Drittel nach dem russischen Angriff auf die Ukraine gestiegen. Der globale Öl- und Gasmarkt wird neu geordnet. Die USA verhängten bereits ein Energieembargo gegenüber Russland.

Die Fed hat die Zeichen der Zeit erkannt. Eine erste Zinsanhebung um 25 Basispunkte wird in der kommenden Wochen auf der Agenda stehen. Weitere vier Erhöhung könnten in diesem Jahr folgen. Darüber hinaus dürfte die Fed trotz der mit dem Krieg gestiegenen ökonomischen Risiken am Bilanzsummenabbau festhalten. Die Fed dürfte aus den Fehlern Anfang der 1970er Jahre gelernt haben. Zu damaligen Zeitpunkt wurden Inflationsrisiken unterschätzt. Später musste dann umso stärker gegengesteuert werden."

Bernd Weidensteiner, Commerzbank: "Die Fed hatte sich schon vor einiger Zeit von der Vorstellung verabschiedet, dass sich der Teuerungsschub mit dem Nachlassen der coronabedingten Verwerfungen rasch wieder verringern würde. Jetzt kommt es für die US-Notenbank darauf an, dass sich die Inflation und die Inflationserwartungen nicht auf einem zu hohen Niveau verfestigen. Denn dann wäre das Inflationsproblem wohl nur um den Preis einer Rezession wieder in den Griff zu bekommen. Die Fed wird daher nächste Woche aller Voraussicht nach die Leitzinsen um 25 Basispunkte erhöhen. Mit einer Reihe weiterer Schritte ist danach zu rechnen; wir erwarten für 2022 insgesamt sechs Zinserhöhungen. Angesichts des hohen Preisdrucks besteht das Risiko, dass die Fed auf den folgenden Sitzungen stärker auf die Bremse treten muss, also auch einen oder mehrere 50-Basispunkte-Schritte in Erwägung ziehen könnte."

(Reuters)