Die Spuren wurden bereits im Januar während einer Inspektion einer iranischen Anlage in Fordo entdeckt, wo Uran bis zu einem Reinheitsgrad von 60 Prozent hergestellt wird. IAEA-Chef Rafael Grossi bestätigte den Fund am Dienstagabend in Wien erstmals offiziell. Mit Teheran seien nun Gespräche zur Klärung in Gang, heisst es in einem nicht öffentlichen Bericht, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. "So etwas kann aus Versehen oder absichtlich passieren", sagte ein hochrangiger Diplomat, der das iranische Atomprogramm intensiv verfolgt.
Auch in anderen Ländern sei es in Anreicherungsanlagen schon zu ähnlichen Ausreissern gekommen. In diesem Fall handle es sich jedoch "um einen ziemlich grossen Sprung" von 60 auf knapp 84 Prozent. Die bisherigen Analysen hätten aber gezeigt, dass nur eine sehr kleine Menge an 83,7-prozentigem Material produziert worden sei, sagte der Diplomat.
Behördenchef Grossi hatte bereits im Januar darauf hingewiesen, dass der Iran insgesamt bereits über genug angereichertes Uran für mehrere Atomwaffen verfügt, falls das Material noch höher angereichert würde. Bis zur Entwicklung einer Nuklearwaffe habe Teheran jedoch noch einen langen und schwierigen Weg vor sich, sagte der IAEA-Generaldirektor. Teheran betont stets, ausschliesslich an friedlicher Nutzung von Nukleartechnologie interessiert zu sein.
Dem IAEA-Bericht zufolge besitzt die Islamische Republik knapp 435 Kilogramm 20-prozentiges Uran, 48 Kilogramm mehr als im vorigen Quartalsbericht vom November. Der Bestand an 60-prozentigem Uran nahm um 25 Kilogramm zu - derzeit knapp 88 Kilogramm. Grossi hat mehrfach darauf hingewiesen, dass auch 60-prozentiges Uran schon fast waffentauglich sei.
Der Iran verpflichtete sich 2015, sein Atomprogramm einzuschränken. Im Gegenzug wurden westliche Sanktionen aufgehoben. Dieser Pakt sollte verhindern, dass das autoritär regierte Land in den Kreis der Atommächte aufsteigt. Nachdem die USA 2018 unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump aus dem Abkommen ausstiegen, reagierte Teheran mit dem Ausbau der Uran-Anreicherung und der Einschränkung von IAEA-Inspektionen. Verhandlungen zur Wiederbelebung des Abkommens, an denen auch Deutschland beteiligt ist, liegen auf Eis.
Voriges Jahr musste die IAEA 27 Überwachungskameras im Iran abbauen. Grossi betonte jedoch angesichts des jüngsten Fundes, dass seine Inspektoren auch weiterhin in der Lage seien, wichtige Entwicklungen innerhalb kurzer Zeit zu entdecken./al/DP/jha
(AWP)