Er sei alarmiert, sagte SGV-Präsident und Nationalrat Fabio Regazzi (Mitte/TI) am Montag in Bern vor den Medien. "Die Strompreiserhöhungen können das Genick unsere Wirtschaft brechen." Für viele Unternehmen sei der Preishammer existenzgefährdend. Der SGV forderte daher, dass Unternehmen, "die im sogenannten freien Strommarkt sind, die Rückkehr in die Grundversorgung" ermöglicht wird - mit gewissen Auflagen.

Dazu könnten laut Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer den Einhalt einer Vorlauffrist von einem Jahr, ein Mindestverbleib von drei Jahren in der Grundversorgung nach einem Wechsel oder eine "Strafzahlung" von maximal zehn Prozent auf den Energieanteil gehören. Dies sei ein "guter Kompromiss".

Er belegte die Forderung nach einem Wechsel mit konkreten Beispielen - etwa jenem eines Berghotels, dass bis anhin jährlich rund 5000 Franken Stromkosten hatte. Der Stromproduzent habe dem Hotel ein Angebot für einen neuen 5-Jahres Vertrag unterbreitet. Eine erste Offerte hätte laut Platzer Energiekosten von über 162'000 Franken bedeutet, eine zweite immer noch 81'000 Franken.

SGV-Präsident auch betroffen

In einem zweiten Beispiel verwies Platzer auf eine mittelgrosse Firma im Metallbau, die nun eine Offerte mit Kosten für den Energieanteil von 925'670 Franken erhalten hat - 16 Mal höhere Kosten als heute.

Während der Medienkonferenz stellte sich heraus, dass es sich hierbei um das Unternehmen Regazzi SA von SGV-Präsident Regazzi handelt. Was er machen werde, habe er noch nicht entscheiden, antwortete Regazzi auf entsprechende Fragen. "Das einzige, was ich nicht machen will, ist, einen solchen Vertrag zu unterzeichnen."

Sowohl Platzer wie auch SGV-Direktor Hans-Ulrich Bigler verteidigten ihren Vorschlag und wiesen darauf hin, dass der Energiemarkt in der Schweiz nicht der freien Marktwirtschaft unterliege, sondern ein Oligopol sei. Ausserdem, so die beiden, gehörten die meisten Energieanbieter der öffentlichen Hand. Schaue man sich zudem die Rechtsgrundlagen an, sagte Bigler weiter, dann stehe dort nicht: "Einmal gewechselt, nie mehr wechseln."

Selbst erarbeitete Sparpläne

Der SGV schlägt ausserdem eine zusätzliche Eskalationsstufe vor, für den Fall, dass der Bund wegen Strommangel eingreifen muss. Gemäss Bigler soll diese nach dem freiwilligen Sparen und vor dem Eingreifen des Bundes durch so genannte Bewirtschaftungsmassnahmen zur Lenkung des Stromverbrauchs greifen.

In dieser neuen, zusätzlichen Eskalationsstufe sollen Unternehmen und Branchen mit der wirtschaftlichen Landesversorgung Energie-Sparvereinbarungen eingehen. Grundlage der Vereinbarungen wären von den Unternehmen und Branchen selbst erarbeitete Pläne. Dabei müsse es der Branche freigestellt sein, wie sie die Vereinbarung umsetze, so der SGV-Direktor weiter.

Laut Bigler ist der Bund damit einverstanden. Denn bereits Ende August hatte der SGV diesen Vorschlag bereits in einem Brief den Bundesräten Guy Parmelin und Simonetta Sommaruga unterbreitet.

Aus einer mittel- bis längerfristigen Perspektive verlangt der Gewerbeverband auch den Abbau von "administrativen Hürden". Konkret will der SGV, dass der Bau von Kleinanlagen aller nachhaltigen Technologien für Haushalte bewilligungsfrei werden muss. Zudem will der Verband Grossprojekte der Wasser- und Windkraft vom Einspracheverfahren ausnehmen.

(AWP)