Dies bestätigte der Vorstandsvorsitzende der US-Informationstechnologiefirma Kaseya, Fred Voccola, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters am Montag (Ortszeit). Voccola erklärte, es sei schwer, die genauen Auswirkungen des Angriffs vom vergangenen Freitag abzuschätzen, da die Betroffenen hauptsächlich Kunden von Kaseya seien. "Wir glauben nicht, dass sie in unserem Netzwerk waren", so der CEO und fügte hinzu, dass die Details des Einbruchs öffentlich gemacht würden, sobald dies sicher und ok sei. Sein Unternehmen sei im Moment dabei, die Schwachstelle zu beheben.
Kaseya bietet Software-Programme für Firmen an, die ihren Kunden administrative und organisatorische Arbeiten abnehmen. Die Hackergruppe "REvil" steht im Verdacht, das Desktop-Management-Tool VSA von Kaseya gekapert und ein schadhaftes Update aufgespielt zu haben, das Kunden des US-Tech-Management-Anbieters infizierte. Dabei wurden ganze Abrechnungssysteme durch die Verschlüsselung der Hacker blockiert. Obwohl es sich bei den meisten Betroffenen um kleine Unternehmen handelt, war die Störung in Schweden, wo Hunderte von Supermärkten schließen mussten, weil ihre Kassen nicht funktionierten oder in Neuseeland, wo elf Schulen und mehrere Kindergärten betroffen waren, am stärksten zu spüren.
Die Hackergruppe "REvil" hat bisher 70 Millionen Dollar für die Wiederherstellung aller Daten der betroffenen Unternehmen gefordert. Gegenüber Reuters äußerten sie allerdings: "Wir sind immer bereit, zu verhandeln." Kaseya-Vorstandsvorsitzender Fred Voccola lehnte einen Kommentar zu möglichen Verhandlungen ab.
Am Montag teilte das BSI mit, es habe sich ein zweiter deutscher IT-Dienstleister gemeldet. Man versuche derzeit noch zu klären, wie viele Kunden betroffen sein könnten. Es gebe weitere Meldungen aus dem Cyberabwehrzentrum und dem Bundeskriminalamt. "Die Lage ist weiter dynamisch", sagte ein Sprecher. Kritische Infrastrukturen oder die Bundesverwaltung sind nach Angaben des BSI nach derzeitiger Kenntnis nicht betroffen.
(Reuters)