In dem Brief beschrieb der Galeria-Chef nachdrücklich die Probleme der Warenhauskette. Allein für Energie müsse das Unternehmen in den kommenden zwei Jahren über 150 Millionen Euro mehr aufwenden als bislang geplant. Ausserdem schränkten sich die Menschen in ihrem Konsum auf das Nötigste ein. Das gefährde die Zukunft des Unternehmens.
"Wir werden unseren Weg nur erfolgreich fortsetzen können, wenn es uns gelingt, die Finanzierung von Galeria neu zu strukturieren und dem Unternehmen neues, frisches Kapital zuzuführen. Daran arbeiten wir gegenwärtig mit Hochdruck", schrieb Müllenbach. Zu Berichten, Galeria bemühe sich in diesem Zusammenhang um weitere Staatshilfen, wollte sich das Unternehmen nicht äussern.
Bereits in der vergangenen Woche hatte die Handelskette den nach dem Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof geschlossenen Integrationstarifvertrag mit der Gewerkschaft Verdi einseitig gekündigt, um das Unternehmen "wieder insgesamt nachhaltig zu stabilisieren". Damit sei ein "Einfrieren" der Vergütung auf dem aktuellen Lohnniveau verbunden, hiess es.
Bei der Gewerkschaft Verdi sorgte das Vorgehen des Konzerns für Empörung. Die Verdi-Bundestarifkommission Galeria fordert das Management und den Eigentümer der Warenhauskette, den österreichischen Immobilien-Milliardär René Benko, auf, ihrer Verantwortung durch das Aufzeigen von Lösungen für die aktuelle Situation gerecht zu werden. "Probleme auf die Beschäftigten abzuwälzen, ist keine akzeptable Lösung", betonte die Gewerkschaft.
Das Unternehmen kämpft seit Jahren ums Überleben. Bereits während des ersten Corona-Lockdowns im April 2020 hatte der durch die Fusion der Traditionsunternehmen Karstadt und Kaufhof entstandene Handelsriese Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen. Dieser harte Schnitt sollte dem Warenhauskonzern eigentlich durch die Schliessung von rund 40 Filialen, den Abbau tausender Stellen und die Streichung von mehr zwei Milliarden Euro Schulden einen Neustart ermöglichen. Doch die Hoffnung, dass der Konzern danach - von vielen Altlasten befreit - erfolgreich durchstarten könnte, erfüllte sich nicht.
Bereits Anfang 2021 und dann noch einmal Anfang 2022 musste der inzwischen auf 131 Warenhäuser zusammengeschrumpfte Handelsriese angesichts der anhaltenden Pandemie und der Lockdowns im Einzelhandel um staatliche Unterstützung bitten. Insgesamt griff der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) dem Traditionsunternehmen in zwei Hilfsaktionen bereits mit 680 Millionen Euro unter die Arme./rea/DP/stw
(AWP)