Trotz der Inspektionsprobleme legte die IAEA in Wien einen weiteren Quartalsbericht zum Iran vor. Demnach verfügt das Land über mehr als 62 Kilogramm an hoch angereichertem Uran. Laut Experten reichen rund 50 Kilogramm dieses Materials für eine Atomwaffe, falls es noch etwas höher auf 90 Prozent angereichert würde. Laut dem Bericht trieb Teheran seit dem September ausserdem den Ausbau seiner Anreicherungsanlagen weiter voran.

Grossi berichtete auch, dass Teheran die seit langem geforderten Informationen zu geheimen Atom-Einrichtungen nicht geliefert hat. An einem der Standorte wurden laut IAEA Neutronendetektoren getestet. Solche Geräte können unter anderem zur Entwicklung von Atomwaffen eingesetzt werden. Teheran, das Atomwaffenpläne bestreitet, hat weitere Gespräche mit der IAEA bis Ende November zugesagt.

Die Verhandlungen zur Wiederherstellung des Atomabkommens von 2015, welches das iranische Nuklearprogramm einschränken sollte, liegen seit Monaten auf Eis. Es fehlt die Zustimmung Teherans zu dem bereits ausverhandelten Lösungsentwurf, mit dem US-Sanktionen gegen den Iran aufgehoben und die vereinbarten Einschränkungen wieder umgesetzt würden.

Die jüngsten US-Wahlen sowie die Protestbewegung im Iran lassen die Aussicht auf eine Rettung des Atompaktes in noch weitere Ferne rücken. Laut US-Aussenamt liegt der Fokus Washingtons derzeit nicht auf dem Atompakt, sondern auf der Unterstützung der iranischen Demonstranten. Die USA und die ebenfalls an den Atomverhandlungen beteiligte Europäische Union haben als Reaktion auf das gewaltsame Einschreiten gegen die Proteste Iran-Sanktionen verhängt. Die EU arbeitet an weiteren Sanktionen, die laut der deutschen Aussenministerin Annalena Baerbock nächste Woche beschlossen werden sollen./al/DP/zb

(AWP)