In der Schweizer Finanzbranche herrscht derzeit Aufbruchstimmung. Anbieter von technologischen Bank- oder Versicherungslösungen schiessen wie Pilze aus dem Boden. Innovationszentren, sogenannte Inkubatoren, sollen Jungunternehmer und Investoren zusammenführen. Niemand will das Timing für den Markteintritt verpassen. Kurz: Es herrscht Start-up-Fieber.
Um solche unternehmerischen Neugründungen – nicht nur aus dem Finanzbereich – geht es in der traditionellen cash-Interviewserie zum Jahresschluss. Aus welchen Gründen wagen junge Unternehmerinnen und Unternehmer den Sprung in die Unabhängigkeit? Welche Hürden treffen sie dabei an und wie Start-up-freundlich ist die Schweiz?
Diese und andere Fragen stellen wir Firmen-Gründern aus dem Biotech-, Food- und Fintech-Bereich. Den Anfang der Interview-Serie, die von heute Montag bis Freitag dauert, macht allerdings einer, der das Start-up-Umfeld bereits verlassen hat: Digitec-Mitgründer und frischgebackener FDP-Nationalrat Marcel Dobler. Rückblickend sagt er über die Anfangszeit beim Online-Elektronikhändler: Gearbeitet hätten sie wie die Verrückten, geschlafen aber kaum. "Der Spass stand im Vordergrund und nicht in erster Linie finanzielle Interessen."
Doch für viele Schweizer Jungunternehmer ist die Finanzierung das grosse Problem. Und das, obwohl in diesem Land genügend Geld vorhanden wäre. Offenbar sind Investoren noch nicht in gleichem Masse risikobereit wie die Jungunternehmer selbst. Wie Daten der Fachhochschule Nordwestschweiz zeigen, finanziert sich die Mehrheit der Start-ups deshalb über die Triple-F-Methode: Family, Friends and Fools. Ganz einfach, weil sie mit überschaubarem Aufwand nur so an Geld kommen.
Diesen Weg wählten auch die Pasta-Unternehmer von Edamama, die cash morgen Dienstag vorstellt. Sie importieren biologische Bohnen-Nudeln aus China und haben damit eine Marktlücke entdeckt, die auch den Grossisten Coop überzeugt. Die Pasta-Importeure gehören zudem zu den wenigen Stimmen aus der hiesigen Wirtschaft, die sagen: Wir profitieren vom starken Franken.
Der Traum von der eigenen Firma, er wird in der Schweiz also gelebt. Auch wenn einige der vorgestellten Unternehmen die nächsten Jahre nicht überleben werden. Im langjährigen Durchschnitt hält sich nur jede zweite Firmen-Neugründung über Wasser.
Doch das gehört zum Wesen von Start-ups: Hinfallen und – viel wichtiger – wieder aufstehen. Viele Unternehmer reüssieren erst im zweiten, dritten oder vierten Anlauf. Das mussten auch Henry Ford oder Steve Jobs erleben. Um etwas wirklich Neues auf die Beine zu stellen, braucht es Risikobereitschaft. Diesen Personen eine Plattform zu bieten, ist enorm wichtig, um den Fortschritt voranzutreiben. Auch wenn sie gelegentlich als verrückt bezeichnet werden.