Ein Rucksack voller Sorgen belasten die weltweiten Börsen derzeit. Da ist die Angst um eine ausufernde Inflation, die geldpolitische Wende in den USA und neu die anhaltenden Spannungen mit Russland und der Ukraine.

Insbesondere die Furcht vor einer Eskalation der Ukraine-Krise hat die Anleger weltweit verschreckt. Im Osten des Landes kam es nach Angaben beider Seiten zu Gefechten zwischen pro-russischen Rebellen und ukrainischen Regierungstruppen. US-Präsident Joe Biden erklärte am Donnerstag, die Gefahr eines russischen Einmarsches in der Ukraine sei "sehr hoch" und er glaube, dass dieser in den nächsten Tagen geschehen werde.

Der Swiss Market Index (SMI) verliert auf Wochensicht 0,7 Prozent. Seit Jahresbeginn summiert sich das Minus auf 5,8 Prozent. Einzig Givaudan (+2,6 Prozent), Geberit (+1,7 Prozent), Novartis (+1,2 Prozent) und Alcon (+0,3 Prozent) sind seit letztem Freitag in der Gewinnzone. Nachdem der Aroma- und Duftstoffhersteller Givaudan Ende Januar mit seinen Jahreszahlen die Erwartungen enttäuscht hat und der Kurssturz unvermindert seinen Fortgang nahm, zeigt der Titel zumindest kurzfristig Stärke. Das Kursminus seit Jahresbeginn beläuft sich trotzdem auf 23 Prozent - die schlechteste Performance im SMI.

Während Givaudan seit Jahresbeginn von einem hohen Niveau regelrecht abgestürzt ist, zeigen die Aktien von Novartis ihre defensiven Qualitäten und tendieren mehrheitlich seitwärts. Grosse Kurssprünge sind hingegen nicht zu erwarten. Der Investment-Case wird weiterhin durch das mittelfristig geringe Umsatzwachstum gebremst. Konkurrentin Roche (-0,3 Prozent) zeigt sich stärker als der Gesamtmarkt.

Tops und Flops der Woche im SMI in der ablaufenden Handelswoche

Quelle: Bloomberg

Hinter dem grossen Verlierer Logitech (-7,9 Prozent) reihen sich mit UBS (-4,2 Prozent), Swiss Life (-4,2 Prozent), Zurich Insurance (-2,9 Prozent) und Credit Suisse (-2,8 Prozent) gleich mehrere Finanztitel ein. Die Aussicht auf höhere Zinsen und damit auch auf bessere Ertragsmöglichkeiten bei den Grossbanken schwindet zunehmend. Denn in unruhigen Zeiten weichen die Anleger auf sichere Anleihen aus, was die Renditen drücke. Zudem dürften die Zentralbanken dann auch kaum die Zügel dermassen straffen.

Auch der Nahrungsmittelriese Nestlé (-0,5 Prozent) verliert auf Wochensicht - obwohl nicht so stark wie der SMI. Auch das am Donnerstag präsentierte Ergebnis konnte dies nicht verhindern. Zwar war es dem Nahrungsmittelkonzern aus Vevey auch im vierten Quartal möglich, die Absatzpreise um gut 3 Prozent zu steigern. Allerdings konnten die Preisanpassungen nicht mit den steigenden Herstellkosten mithalten. Und auch die Vorgaben fürs neue Jahr können die Vorbehalte rund um die steigenden Herstellkosten nicht zu zerstreuen.

Der breite Markt gemessen am Swiss Performance Index (SPI) verliert 0,8 Prozent. Das grösste Kursplus verzeichnen die Aktien der Industriegruppe CPH Chemie+Papier (+10,3 Prozent). Dicht dahinter folgen die Aktien von Cosmo Pharmaceuticals (+9,9 Prozent). Mit den am Dienstag vorgelegten Jahreszahlen hat das Spezialitätenpharma-Unternehmen Cosmo deutlich mehr verdient als erwartet. Entsprechend sollen die Aktionäre erstmals seit längerem wieder eine Dividende erhalten.

Auch stark auf Wochensicht sind die Aktien von Straumann (+6,8 Prozent). Das Kursminus seit Jahresbeginn vermindert sich auf 23 Prozent. Der Dentalhersteller legte am Dienstag seine Zahlen offen. Er erzielte 2021 sowohl bei Umsatz wie auch Reingewinn neue Rekordwerte. Mit Blick nach vorne sollen Investitionen dafür sorgen, dass die Wachstumsstory intakt bleibt. Dies stösst bei den Anlegern auf Gegenliebe.

Tops und Flops der Woche im SPI in der ablaufenden Handelswoche

Quelle: Bloomberg

Am unteren Ende der Fahnenstange ist Clariant (-15,8 Prozent) vorzufinden - selbstverschuldet wohlgemerkt. Anfang Woche wurde bekannt, dass Clariant Hinweise auf mögliche Zahlenmanipulationen prüft. Die für den letzten Mittwoch geplante Publikation der Jahreszahlen wurde gleichzeitig verschoben. Solange nicht mehr Klarheit über das Ausmass der möglichen Verfehlungen in der Rechnungslegung besteht, wird die Aktie wohl weiterhin einen schweren Stand haben.

Beim Lifthersteller Schindler (-9 Prozent) lasten die am Mittwoch publizierten Zahlen auf der Aktie. Zu schaffen machen Schindler der anhaltende Fremdwährungsdruck, die Unterbrüche in den Lieferketten, der Rückgang der Margen bei Neuinstallationen, die steigende Komplexität im Produktportfolio sowie die Marktabschwächung in China. Im ersten Halbjahr 2022 rechnet der Lifthersteller mit einem Betriebsgewinneinbruch von ungefähr 20 Prozent. Das wird an der Börse knallhart abgestraft.

ManuelBoeck
Manuel BoeckMehr erfahren