Schweizer Hotels registrierten bis Ende Juli 61'214 Übernachtungen von russischen Touristen. Das zeigen Marktdaten der Organisation Schweiz Tourismus, die "NZZ am Sonntag" einsehen konnte.

Nach wie vor erhalten Russinnen und Russen Visa, auch von der Schweiz. 2022 stellte sie über 9000 Visa an russische Staatsbürger aus. Ihr durchschnittlicher Aufenthalt in Schweizer Hotels beträgt etwas mehr als drei Nächte - länger als bei jeder anderen Touristengruppe.

Dabei distanziert sich die hiesige Tourismusindustrie vom einst umworbenen Markt. Das Switzerland Travel Centre, der grösste Organisator von Reisen in die Schweiz, nimmt keine Buchungen aus Russland mehr an. Offensichtlich schaffen es vor allem vermögende Russen aber trotz den Sanktionen, Ferien in der Schweiz zu buchen.

Ziel: Erhalt eines Schengen-Visums

Von einem eigentlichen "Schweiz-Einreise-Hub" für die Russen spricht in diesem Zusammenhang die "Sonntagszeitung". Waren in der Schweiz Anfang Jahr noch zwischen 400 und 500 Visa-Anträge pro Monat durch Russen vorgelegen, waren es im Mai schon deren 1000 und im Juni gar 1700. Dabei wollte laut der Zeitung ein beträchtlicher Teil nicht oder nicht hauptsächlich in die Schweiz. Ziel war vor allem der Erhalt eines Schengen-Visums. 

Die Schweiz hob nun in der abgelaufenen Woche die Visumerleichterungen für russische Staatsbürger auf. Die Schweiz folgte mit dem Schritt der EU, die vergangene Wochen entschieden hatte, das Visumerleichterungsabkommen mit Russland zu suspendieren. So soll die Zahl der neuen Visa für Russen deutlich sinken. Zum Schengen-Raum gehören 22 EU-Staaten und 4 weitere europäische Länder. 

Insider aus dem Bundeshaus wüssten indes, dass die steigenden Visazahlen russischer Staatsbürger in der Schweiz zunehmend als "politisch unhaltbar" empfunden wurden, so die "Sonntagszeitung". In anderen europäischen Ländern macht sich nämlich Unbehagen darüber breit, dass sich russische Touristen in Europa vergnügen, während deren Präsident einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt. Manche nordischen Staaten wie Finnland und Estland führten gar Einreisebeschränkungen für russische Touristen und Geschäftsleute ein. 

(cash/AWP)