2019 wurden nur noch 154 Neuansiedlungen aus der Volksrepublik registriert, geht aus Reuters am Mittwoch vorliegenden Daten der bundeseigenen Wirtschaftsfördergesellschaft Germany Trade & Invest (GTAI) hervor. Damit sank die Projektzahl bereits das vierte Jahr in Folge. 2016 waren es noch fast doppelt so viele gewesen. Damit findet sich China erstmals seit Beginn der Datenerhebung 2009 nicht mehr unter den Top-3-Investoren wieder, sondern auf Rang vier. Spitzenreiter sind erneut die USA (302 Projekte), gefolgt von Großbritannien (185) und der Schweiz (184).
"Die chinesische Regierung reguliert den Kapitalexport", sagte GTAI-Geschäftsführer Robert Hermann der Nachrichtenagentur Reuters. "Sie achtet verstärkt darauf, dass viel im eigenen Land investiert wird." Dort wuchs die Wirtschaft 2019 auch wegen des Handelsstreits mit den USA so langsam wie seit drei Jahrzehnten nicht mehr. "Daher liegt der Fokus mehr auf dem eigenen Land. Innovationen und Infrastruktur sollen dort gefördert werden", sagte Hermann. Das erkläre den anhaltenden Rückgang der chinesischen Investitionen. China stecke in Deutschland aber viel Geld in Forschung und Entwicklung sowie Produktion. Dieser Bereich mache knapp ein Viertel der chinesischen Investitionen aus und sei damit überdurchschnittlich hoch.
Im vergangenen Jahr siedelten sich insgesamt 1851 Unternehmen in Deutschland an und damit zehn Prozent weniger als 2018. Dafür nahm die Zahl der geplanten Arbeitsplätze deutlich zu, und zwar von 24.000 auf 42.000. Das hängt mit Großprojekten wie der Ansiedlung des Elektroauto-Pioniers Tesla in Brandenburg, des chinesischen Autobauers Geely in Hessen und des chinesischen Batteriekonzerns Catl in Thüringen zusammen. Auch die Investitionssumme erhöhte sich, und zwar von 4,8 Milliarden 2018 auf 5,1 Milliarden Euro. Die meisten Investoren kamen aus dem Bereich Informations- und Kommunikationstechnik, gefolgt von Unternehmens- und Finanzdienstleistern und der Konsumgüter-Branche.
"Die USA bleiben das wichtigste Herkunftsland ausländischer Investitionen in Deutschland", sagte Herrmann. Dazu habe die dortige Steuerreform beigetragen. "Durch sie haben die Unternehmen mehr Kapital. Das nutzen sie, um zu investieren und ihr Geschäft auszubauen", erläuterte der GTAI-Geschäftsführer. Stark im Kommen sind britische Investoren. Seit 2016, dem Jahr des Brexit-Referendums, steigen die Neuansiedlungen in Deutschland stetig. "Das hat nicht nur etwas mit dem Brexit zu tun", sagte Hermann. "Es sind auch britische Unternehmen, die expandieren und auf dem europäischen Festland Fuß fassen wollen."
Wegen der weltweiten Rezession infolge der Corona-Pandemie dürften die Investitionen im laufenden Jahr weiter sinken. "Wir merken eine Rückgang der Nachfragen", sagte GTAI-Experte Achim Hartig. Im ersten Quartal nahmen sie demnach um 17 Prozent ab. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier will die Voraussetzungen verbessern. "Es ist nun wichtig, dass wir durch strukturelle Reformen Rahmenbedingungen schaffen, die Beschäftigen und Unternehmen Rückenwind beim Neustart geben, um zügig wieder in die Aufschwungsphase zu kommen", betonte er.
(Reuters)