Dem CPTPP (Comprehensive and Progressive Agreement for Trans-Pacific Partnership) gehören bisher elf Pazifik-Anrainer an, darunter Australien, Neuseeland, Kanada, Mexiko, Japan und Chile. Der Pazifikraum sei "der Wachstumsmotor der kommenden Jahrzehnte" und eine politische Schlüsselregion, sagte die Expertin. "Grossbritannien wird von Europa in den indopazifischen Raum wechseln."

Wirtschaftlich biete der Beitritt für Grossbritannien aber kaum Vorteile, da es mit fast allen Mitgliedern bereits Handelsverträge habe, sagte Morita-Jaeger. "Der wirtschaftliche Nutzen wirkt sehr klein. Es handelt sich nicht um das Niveau, das Grossbritannien wegen des Austritts aus der EU verloren hat, zumal die Importe aus der EU stark gesunken sind." Vielmehr müsse London vermutlich Zugeständnisse machen wie es bereits bei den Freihandelsabkommen mit Australien und Neuseeland war, sagte die Expertin. Diese Verträge wurden von britischen Landwirten scharf kritisiert, weil etwa der Import von Lammfleisch deutlich erleichtert wurde.

Die Brexit-Befürworter argumentieren, dank des EU-Austritts sei Grossbritannien eine freie Handelsnation, die als "Global Britain" selbstständig Verträge abschliessen könne. Doch das erhoffte Freihandelsabkommen mit den USA liegt noch immer in weiter Ferne. Daher rückte der CPTPP-Beitritt für die britische Regierung in den Vordergrund. Der bilaterale Handel mit der EU ist eingebrochen, seitdem Grossbritannien nicht mehr Mitglied des EU-Binnenmarkts und der -Zollunion ist. Grund sind neue bürokratische Vorschriften und Zölle in einigen Branchen.

Auch für die Pazifikstaaten sei eine Aufnahme Grossbritanniens eher ein politischer Erfolg, sagte Morita-Jaeger. "Sie brauchen mehr Länder, die gemeinsame Werte wie Demokratie und regelbasierten Handel, Handelsordnung und Freihandel teilen", sagte sie. Die Region Asien-Pazifik solle als freier, offener Markt beibehalten werden. Auch China hat Interesse an einem Beitritt zum CPTPP angemeldet./bvi/DP/zb

(AWP)