Präsident Al-Sisi war 2013 in einem vom Militär unterstützten Putsch an die Macht gekommen. Seitdem spielt das zuvor schon mächtige Militär eine noch grössere Rolle. Es beeinflusst fast alle Bereiche der ägyptischen Wirtschaft, etwa den Wohnungsbau oder öffentliche Infrastrukturprojekte wie die Erweiterung des Suezkanals oder den Bau einer neuen Hauptstadt östlich von Kairo. Das Militär betreibt aber etwa auch Tankstellen und produziert Haushaltsgeräte, Industriechemikalien und Lebensmittel wie Brot, Fleisch und Nudeln.
Eigentlich laufen diese Aktivitäten sehr verdeckt ab, zu Ausmass und Einnahmen aus den Geschäften des Militärs gibt es meist nur Schätzungen. Dass der IWF sie nun ungewöhnlich direkt erwähnt und dass die Regierung zu Reformen bereit ist, zeigt, wie sehr sich Ägyptens Wirtschaftskrise verschärft hat. Nach Beginn von Russlands Angriffskrieg in der Ukraine zogen ausländische Investoren Milliarden ab. Frisches Geld der regionalen Nachbarn am Golf konnte die Krise nur teilweise abfedern. Im Dezember stieg die Inflation auf 22 Prozent, mehr Menschen sind in Armut abgerutscht.
Der IWF schätzt, dass Ägypten in den nächsten vier Jahren vor einer Finanzierungslücke von rund 17 Milliarden US-Dollar steht. Die Zentralbank wertete die örtliche Währung vergangenes Jahr im Zusammenhang mit Gesprächen über einen neuen IWF-Kredit in Höhe von 3 Milliarden US-Dollar ab. Das Pfund hat dadurch im Laufe eines Jahres rund 40 Prozent seines Werts verloren./jot/DP/jha
(AWP)