Der Euro hatte am Mittwoch noch merklich zugelegt. Kommentare aus der EZB hatten die Zinssenkungserwartungen gedämpft. Direktorin Isabel Schnabel hatte vor zu starken Leitzinssenkungen gewarnt. Der französische Notenbankgouverneur Francois Villeroy de Gallau sagte hingegen am Donnerstag, dass es einen «signifikanten Spielraum» für Zinssenkungen gebe. Die EZB solle sich alle Optionen offen halten. An den Märkten wird derzeit spekuliert, ob die Notenbank im Dezember die Leitzinsen um 0,25 oder um 0,50 Prozentpunkte senken wird.
In Deutschland sind die Verbraucherpreise im November weniger stark gestiegen als von Ökonomen erwartet. So ist der für europäische Zwecke erhobene Harmonisierte Konsumentenpreisindex (HVPI) um 2,4 Prozent im Jahresvergleich nach oben geklettert. Die Rate hatte bereits im Vormonat bei 2,4 Prozent gelegen. Ökonomen hatten mit einem Anstieg auf 2,6 Prozent gerechnet. Die EZB strebt auf mittlere Sicht eine Rate von zwei Prozent an. Die Zahlen für den gesamten Währungsraum werden am Freitag veröffentlicht.
«Für 2025 zeichnet sich eine Entspannung ab», erwartet VP Bank-Chefvolkswirt Thomas Gitzel. Die EZB werde trotz des Inflationsanstieges den Leitzins im Dezember um weitere 0,25 Prozentpunkte zurücknehmen. «Der geldpolitische Lockerungskurs wird beibehalten, solange sich an der Projektion eines Inflationsrückgangs im kommenden Jahr nichts ändert.»
Auch seitens der Schweizerischen Nationalbank (SNB) gehen viele Ökonomen davon aus, dass die Währungshüter die geldpolitischen Zügel weiter lockern. Denn der Franken dürfte als sicherer Hafen gefragt bleiben. Zudem wird wohl die Inflation weiter sinken. Die SNB dürfte zur Unterstützung der Exportindustrie und aufgrund der weiter sinkenden Inflationsraten zusätzliche Leitzinssenkungen stark in Erwägung ziehen und diese dabei vermutlich Interventionen an den Währungsmärkten vorziehen, kommentierte die deutsche Postbank.
Die Feinunze Gold kostete am Nachmittag in London 2.638 Dollar. Das waren 3 Dollar mehr als am Vortag.
(AWP)