Um 09.10 Uhr verlieren Nestlé 2,4 Prozent auf 81,90 Franken. Das liegt unter dem bisherigen Jahrestiefstkurs von Ende September. Die Kursverluste beim Schwergewicht lassen auch den Gesamtmarkt (SMI) um 0,39 Prozent zurückfallen.

Laut Analysten verfehlt der Neunmonatsumsatz selbst die pessimistischsten Annahmen. Entgegen den anders lautenden Erwartungen habe sich das organische Wachstum zwischen Anfang Juli und Ende September weiter verlangsamt. Und das sei nicht nur der Entwicklung bei den Absatzmengen, sondern auch jener bei den Verkaufspreisen geschuldet.

Vor allem die Umsatzentwicklung in Nordamerika sei enttäuschend, so Analysten. Nordamerika ist nach neun Monaten die einzige Region mit einem leicht rückläufigen organischen Wachstum. Nun wird befürchtet, dass der Siegeszug von Abnehm-Spritzen das Verhalten der dortigen Konsumentinnen und Konsumenten verändern könnte.

Nestlé nimmt den Wechsel von Laurent Freixe an die Konzernspitze zudem zum Anlass, die diesjährigen Wachstums- und Margenvorgaben nach unten anzupassen. Für viele Analysten kommt dieser Schritt zwar nicht völlig überraschend. Dennoch ist die Enttäuschung gross, denn der Konzern hat die Ziele unter seinem früheren Firmenchef in diesem Jahr schon einmal gekürzt. Zudem fällt die Senkung noch deutlicher als befürchtet aus.

Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy schreibt von einem «sehr schmerzhaften Schritt». Für ihn ist unerklärlich, weshalb das Unternehmen noch im Juli mit einem organischen Umsatzwachstum von 4 Prozent in diesem Jahr rechnen konnte. Der Analyst lässt keine Zweifel daran, dass Nestlé nun möglichst rasch zu seinen eigentlichen Stärken zurückfinden muss: Marketing und Kundennähe.

Andere Berufskollegen finden zwar weniger drastische Worte, teilen die Meinung des Vontobel-Analysten jedoch. Die angekündigten personellen und organisatorischen Veränderungen werden als ein erster wichtiger Schritt beurteilt.

Die Valoren von Nestlé haben im bisherigen Jahresverlauf kontinuierlich an Wert eingebüsst. Mit einem Minus von aktuell 16 Prozent seit Januar kommt Nestlé die undankbare Rolle der zweitschwächsten SMI-Aktie in diesem Jahr zu.

Eine Analystenkonferenz findet um 9.30 Uhr statt.

lb/tv/tt

(AWP)