Das Westschweizer Industrieunternehmen übertraf mit seinen Zahlen für das vierte Quartal und das Gesamtjahr 2024 die Schätzungen teils klar. Es bestätigte auch die Ziele für 2025.

«Es wird einige Zeit dauern, bis wir auf allen Zylindern voll laufen werden. Aber die Dinge ändern sich, und zwar schnell», sagte der seit September amtierende Firmenchef Freixe an einer Telefonkonferenz am Donnerstag. Im Laufe des Jahres erwartet Nestlé eine Beschleunigung beim Wachstum.

Anleger griffen wieder zu

Da negative Überraschungen für einmal ausgeblieben sind, griffen die Investoren bei den Aktien des Kitkat- und Maggi-Herstellers wieder zu. Diese legten stark zu und notierten am Donnerstag zur Mittagszeit gut 6 Prozent höher bei knapp 84 Franken. Das Niveau entspricht dem höchsten Stand seit Oktober. In den letzten drei Jahren war der Aktienkurs um über 40 Prozent eingebrochen.

Analysten äusserten sich entsprechend positiv. Obwohl das Umfeld nach wie vor sehr herausfordernd sei, könnten die jüngsten Ergebnisse einen Neuanfang markieren, meinte etwa der Experte der Bank Vontobel. Und sein Kollege von der Zürcher Kantonalbank schrieb: Der «Supertanker» Nestlé sei besser als erwartet unterwegs dank einer Beschleunigung im vierten Quartal.

Nestlé setzte 2024 91,4 Milliarden Franken um, aus eigener Kraft war das ein Plus von 2,2 Prozent gegenüber dem Jahr davor. Unter dem Strich blieb ein Reingewinn von 10,9 Milliarden Franken, gut 3 Prozent weniger als im Vorjahr.

Angesichts des soliden Ergebnisses hält Nestlé an seiner seit 29 Jahren praktizierten Dividendenerhöhung fest. Die Dividende soll nun erneut um 5 Rappen auf 3,05 Franken pro Aktie steigen.

Höhere Preise für Kaffee- und Schokoladeprodukte erwartet

Der Kernbereich Kaffee mit den führenden Marken Nescafé, Nespresso und Starbucks trug am stärksten zum Wachstum bei. Aufgrund von höheren Rohstoffpreisen müssen Kunden von Kaffee- und Schokolade-Produkten allerdings mit höheren Preisen rechnen. Für Nestlé ist dies ein Balance-Akt: Steigen die Preise zu stark, lassen die Kunden die Produkte vermehrt im Regal liegen und greifen bei günstigeren Alternativen zu.

Freixe bekräftigte, die neue Wachstumsstrategie mit Investitionen in Vorzeigemarken und neue Produkte konsequent weiter zu treiben. Als Beispiele nannte er neue Nespresso-Produkte wie Instantkaffee und im Bereich Tierfutter Katzennahrung in Pyramidenform. Für Nestlé interessante Wachstumsfelder seien etwa das Gewichtsmanagement, die Frauengesundheit sowie die Ernährung für Erwachsene.

Ins Visier genommen hat Nestlé auch 18 wichtige, aber schwächelnde Bereiche, die 21 Prozent des Umsatzes ausmachen. Eines davon ist etwa das Tiefkühlgeschäft in Nordamerika. So habe man etwa die Preise gesenkt im US-Pizzageschäft und lanciere neue Produkte.

Vage beim Wasser

Vage blieb Nestlé bei seinen Plänen für das seit Anfang Jahr in einer separaten Einheit geführten Wassergeschäft. Dieses dümpelte 2024 dahin, nicht zuletzt wegen Lieferengpässen im zweiten Halbjahr. Als «Desaster» würde Freixe eine allfällige Schliessung des Perrier-Standorts im französischen Vergèze bezeichnen. Dort war der Nahrungsmittelriese wegen unerlaubter Betriebspraktiken beim Filtern von Mineralwasser in die Kritik geraten.

Um Geld für die geplanten Investitionen respektive mehr Marketing für die Wachstumstreiber freizuschaufeln, setzt Freixe neben allgemeinen Effizienzsteigerungen beim Einkauf an. Der Grossteil der Kostenreduktionen sei so rasch realisierbar, sagte er. Nestlé will bis Ende 2027 Einsparungen von 2,5 Milliarden Franken realisieren.  

Gut aufgestellt gegen Probleme im Welthandel

Als Risiko für Nestlé im laufenden Geschäftsjahr bleibt laut Freixe unverändert das allgemeine Wirtschaftsumfeld und die Inflation. «Wir schauen auch genau, was beim Handel läuft», sagte Freixe vor dem Hintergrund der neuen Handelspolitik der US-Regierung. Er bekräftigte aber, dass Nestlé von Zöllen wenig betroffen sei. Man produziere 90 Prozent der Ware für die grössten Märkte China und USA lokal und sei darum weniger vom globalen Handel abhängig.

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(AWP)