Mit einem 2,25 Milliarden Euro schweren Finanzierungspaket soll der fusionierte Konzern entschuldet werden. Kern ist eine 800 Millionen Euro schwere Kapitalerhöhung, die in den kommenden Monaten über die Bühne gehen soll, wie ams-Osram in Premstätten bei Graz mitteilte. Das schockierte die Anleger: Die Kapitalerhöhung falle mit etwa 50 Prozent des Grundkapitals «deutlich grösser aus als befürchtet», urteilten die Analysten von Vontobel.
Die Aktie brach an der Börse am Donnerstag bis zu 28 Prozent ein und schloss 21 Prozent tiefer. AMS-Osram-Chef Aldo Kamper warb aber für die Massnahme: «Das gibt uns Spielraum für das Wachstum unseres Unternehmens.»
Mit dem Paket reagiert Finanzchef Rainer Irle darauf, dass bei AMS-Osram im übernächsten Jahr Anleihen über mehr als zwei Milliarden Euro fällig werden. «Die Investoren haben uns gesagt, dass die drohende Fälligkeits-Wand sie hindert, bei uns einzusteigen. Das Ding war uns einfach im Weg», sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Mit der dickeren Kapitaldecke soll die vorzeitige Refinanzierung günstiger werden. Durch Abschreibungen von 1,3 Milliarden Euro auf Firmenwerte - eine von Kampers ersten Amtshandlungen - war die Eigenkapitalquote auf rund 18 Prozent geschrumpft. Mit der Kapitalerhöhung soll sie wieder auf 30 Prozent geschraubt werden.
Irle hofft darauf, dass das Finanzierungspaket am Ende als Befreiungsschlag wirkt. «Uns war klar, dass wir beide Themen gleichzeitig abräumen müssen: die niedrige Eigenkapitalquote und die Fälligkeiten der Anleihen», sagte Irle, der vor drei Monaten vom Chip-Zulieferer Siltronic gekommen war. Parallel zur Kapitalerhöhung will AMS-Osram unbesicherte Anleihen über weitere 800 Millionen Euro begeben, die mindestens fünf Jahre laufen sollen. 300 Millionen Euro soll der Verkauf und die Rück-Anmietung (Sale & Lease Back) von Anlagen bringen. Im nächsten Jahr will Irle 350 Millionen Euro über Kredite, Wandelanleihen oder weitere Bonds aufnehmen.
Die Verschuldung von AMS von brutto 2,8 Milliarden Euro rührt vor allem von der mehr als vier Milliarden Euro teuren Übernahme des Münchner Lichtkonzerns Osram her. Sie konnte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Geschäft von Smartphone-Bauteilen, das AMS dank des Kunden Apple gross gemacht hatte, nicht mehr läuft. An der Börse ist AMS-Osram nach dem Kurssturz vom Donnerstag nur noch 1,1 Milliarden Euro wert. Der im Frühjahr angetretene Vorstandschef Kamper hatte bereits im Juli angekündigt, das Unternehmen kleiner, aber profitabler zu machen. AMS-Osram solle sich auf LED- und Sensor-Chips für die Automobilbranche, die Industrie und die Medizintechnik konzentrieren.
Für die Kapitalerhöhung braucht AMS-Osram die Zustimmung einer ausserordentlichen Hauptversammlung am 20. Oktober. Die Aktionäre können die neuen Papiere mit einem kräftigen Abschlag kaufen, die Banken HSBC, Morgan Stanley und UBS garantieren den Erlös. Das Geld fliesst überwiegend in den Schuldenabbau. Unter dem Strich werde die Schuldenlast von AMS-Osram um 800 Millionen Euro sinken, wie Irle sagte. «Ich erwarte, dass wir 2025 damit beginnen können, Schulden zurückzuzahlen. 2026 können wir dann ein Investmentgrade-Rating erreichen.» Mit einem S&P-Rating von «BB-» ist AMS-Osram zurzeit drei Notenstufen davon entfernt.
(Reuters)