Der Ausbau von Eigenmarken sei ein «krasser Bruch» mit der bisherigen Strategie, sagte Irminger im Interview mit der «SonntagsZeitung». Bisher habe die Migros Markenartikel wie Kellogg's, Ovomaltine, Rivella oder Lindt gezielt ins Sortiment gerückte, um die kaufkräftige Kundschaft in die Läden zu holen.

Beliebte Markenartikel seien unbestritten und würden weiterhin angeboten. Einige weniger gefragte Markenartikel werde die Migros aus dem Sortiment nehmen. Welche, sei noch nicht geklärt. Aktuell liege der Eigenmarktanteil bei gut 80 Prozent, sagte der Konzernchef.

Preislich hin zum Discounter

Für die Zukunft erwartet der Detailhändler eine tiefere Kaufkraft der Konsumenten. Deshalb brauche man mehr günstige Produkte im Sortiment. Preislich wolle sich die Migros den Discountern annähern, ohne selbst zum Discounter zu werden.

Eine Fusion mit Denner sei ausgeschlossen. «Denner brauchen wir, um uns gegen die beiden deutschen Discounter verteidigen zu können», sagte der Migros-Chef. Die Migros hingegen biete ein tiefes, breites Sortiment sowie Zusatzleistungen wie eine bediente Fleisch- oder Käsetheke.

Die Läden der Zukunft würden nicht viel anders aussehen als heute. Anstelle von grossen Filialen soll es mehr kleinere Läden geben, sagte Irminger. Die grossen Wochenendeinkäufe gebe es nicht mehr. Die Kunden würden im Durchschnitt drei- oder viermal pro Woche einkaufen.

Stellenabbau im kleineren Umfang

Zum derzeitigen Konzernumbau, sagte Irminger: «Einen so grossen Stellenabbau wird es nicht mehr geben.» Jedoch seien Stellenstreichungen in kleinerem Umfang möglich.

Der bereits bekannte Stellenabbau betreffe verschiedene Bereiche, sagte der Konzernchef im Interview. Mit dem Verkauf der Fachmärkte, fielen auch Arbeitsplätze in Verwaltung, Logistik und IT weg. Viele feste Arbeitsstellen seien in temporäre Jobs umgewandelt und offene Stellen nicht mehr besetzt worden.

Anfang Februar hatte die Migros-Gruppe den Abbau von bis zu 1500 der insgesamt rund 100'000 Stellen angekündigt. Zuletzt wurde bekannt, dass Melectronics an Mediamarkt geht und dass sich der Detailhändler von weiteren Tochtergesellschaften trennen will. Man sei zuversichtlich, noch vor den Sommerferien eine Lösung für SportX bekannt geben zu können, sagte Irminger. Dies führe ebenfalls zu einem Stellenabbau.

«Aus heutiger Sicht können wir sagen, dass sich die Migros in der Vergangenheit verzettelt hat. Der aktuelle Rückbau ist ein schwieriger, aber nötiger Transformationsprozess», sagte der Migros-Chef.

Keine Auflösung der 10 Genossenschaften

Die zehn Migros-Genossenschaften will Irminger indes nicht auflösen, um den Konzern zu zentralisieren: Das würde «drei oder vier Jahre lang sehr viel Kraft brauchen und uns operativ keinen Schritt weiterbringen. Wir haben einen dringenderen Fokus: Wir wollen die Leistung für unsere Kundschaft verbessern.» Die Entscheidung, die Fachmärkte zu verkaufen, ermöglichte den Genossenschaften, wieder in die Supermärkte investieren zu können.

(AWP)