Die Nokia-Aktien setzten ihren Abwärtstrend fort und sanken zeitweise in den Bereich von Anfang 2021. Auch viele Ericsson-Anleger trennten sich von ihren Papieren, der Kurs der Schweden ging zwischenzeitlich auf das Niveau von Ende Juni zurück, womit der jüngste Aufschwung endete. Beide Papiere standen zuletzt rund 9 Prozent im Minus.
Belastet durch die Nachrichten gehörte der gesamte europäische Telekommunikationssektor vor dem Wochenende zu den schwächsten Branchen. Lediglich die Gewinne von Sektorschwergewichten wie Deutsche Telekom , Telefonica und Orange SA verhinderten noch höhere Abgaben des Sektors.
Ericsson fuhr im zweiten Quartal einen Verlust von rund 600 Millionen schwedischen Kronen (52 Mio Euro) ein, wie das Unternehmen am Freitag in Stockholm mitteilte. Ein Jahr zuvor hatte der Konzern noch knapp 4,7 Milliarden Kronen verdient. Analysten hatten sich allerdings auf ein noch schwächeres Ergebnis eingestellt. Konzernchef Börje Ekholm rechnet erst zum Jahresende mit Besserung.
Im vergangenen Quartal gingen in der Netzwerksparte die Umsätze aus eigener Kraft - also ohne Zu- und Verkäufe sowie Währungseffekte - um 13 Prozent zurück. Insbesondere in den USA war die Entwicklung sehr schwach. Gute Geschäfte in Indien, wo Ericsson inzwischen zum Marktführer aufgestiegen ist, konnten dies nicht ausgleichen. Der gesamte Konzernumsatz stieg auch dank einer Übernahme leicht um 3 Prozent auf 64,4 Milliarden Kronen. Das Zahlenwerk sei schwach, monierte Jefferies-Analyst Janardan Menon.
Nokia will seinen Halbjahresbericht zwar erst am 20. Juli vorlegen, am Freitag gaben die Finnen aber schon vorläufige Zahlen bekannt und senkten ihre Jahresprognose. Beim Blick auf die zweite Jahreshälfte sorgten sowohl der wirtschaftliche Ausblick als auch der anhaltende Lagerabbau für eine schwächere Nachfrage, teilte das Unternehmen in Espoo mit. Die Investitionsbereitschaft der Kunden sei von Inflation und steigenden Zinsen belastet. In der Folge verschieben sich laut Nokia einige Projekte ins nächste Jahr. Dies gelte vor allem für Nordamerika.
Den Umsatz erwartet das Nokia-Management dieses Jahr deshalb bei 23,2 bis 24,6 Milliarden Euro. Zuvor hatte der Konzern 24,6 bis 26,2 Milliarden Euro angepeilt. Das Ausmass der Senkung zeige, dass sich die Absatzmärkte nach Ansicht der Finnen seit der letzten Prognose grundlegend verändert hätten, schrieb Analyst JPMorgan-Analyst Sandeep Deshpande.
Als Ziel für die operative Marge auf vergleichbarer Basis nennt Nokia jetzt 11,5 bis 13 Prozent, hier wurde das obere Ende der Spanne um einen Prozentpunkt gestutzt. Die Prognose für den freien Barmittelzufluss bestätigte der Konzern.
Im zweiten Quartal bewegte sich der währungsbereinigte Umsatz vorläufigen Berechnungen zufolge mit 5,7 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau. Analysten hatten mit einem höheren Erlös gerechnet, bei der Profitabilität gelang den Finnen hingegen eine positive Überraschung im Vergleich zu den Erwartungen: Die operative Marge auf vergleichbarer Basis lag bei 11 Prozent, wobei hier auch Nachholeffekte halfen. Da Nokia langfristig aber mindestens 14 Prozent vom Umsatz im Tagesgeschäft verdienen will, hält der Konzern den eingeschlagenen Sparkurs bei.
Auch Ericsson schnallt den Gürtel enger. Konzernchef Ekholm hatte dem Konzern im Frühjahr wegen der schon länger mauen Entwicklung weitere Einsparungen in Milliardenhöhe verordnet. In diesem Zusammenhang wurden mehr als drei Milliarden Kronen als Belastungen für den Umbau im vergangenen Quartal verbucht. Dadurch sank das Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (Ebita) mit 0,5 Milliarden Kronen auf weniger als ein Zehntel des Vorjahreswertes (7,5 Mrd).
Die entsprechende Marge brach im Vergleich zum Vorjahr von 12 Prozent auf 0,8 Prozent ein. Und auch ohne den Sondereffekt durch den Umbau sank die Profitabilität deutlich.
Ekholm bekräftigte zwar das Ziel, 2024 am unteren Ende der langfristigen Margenspanne von 15 bis 18 Prozent herauszukommen. Im laufenden Quartal dürfte die Profitabilität aber höchstens leicht über dem vergangenen Jahresviertel liegen. Von diesem Ausblick zeigten sich Analysten besonders enttäuscht.
Erst im Schlussquartal ist Ericsson-Chef Ekholm zufolge mit einer schrittweisen Verbesserung zu rechnen - auch weil sich das Umfeld durch verstärkte Investitionen der Kunden wieder aufhellen dürfte. Ähnlich erwartet es auch Nokia./lew/tav/jha/