"Der Anteil der Einzelhändler, der von Lieferproblemen betroffen ist, hat sich seit Jahresbeginn stetig verringert", sagte Ifo-Experte Patrick Höppner. "Dennoch bleibt die Geschäftslage bei vielen eingetrübt. Weniger Verbraucherinnen und Verbraucher gehen in die Läden - und sie sparen wegen der Inflation beim Einkauf."
Deutlich spürbar sind die Engpässe immer noch bei den Lebensmittelhändlern, wo 65,8 Prozent über Engpässe klagen - nach 70,4 im April. Entspannung in der Lieferkette registrierten Händler, die elektrische Haushaltsgeräte verkaufen: 34,3 Prozent der befragten Unternehmen meldeten Knappheiten, nach 68,7 Prozent im April.
"Die zuletzt hohen Preissteigerungen in vielen Bereichen des Einzelhandels haben die Nachfrage der Verbraucherinnen und Verbraucher belastet", sagte Höppner. Für das erste Quartal 2023 meldeten 42,9 Prozent aller Einzelhändler weniger Kunden, wie das Ifo-Institut herausfand. Besonders traf es dabei die Baumärkte (69,3 Prozent) und die Möbelhäuser (65,4 Prozent). Ein Grund dafür dürften die anhaltenden Reallohneinbussen der Verbraucher sein, weil die Verbraucherpreise im ersten Quartal mit 8,3 Prozent deutlich stärker zulegten als die Bruttomonatsverdienste der Arbeitnehmer einschliesslich Sonderzahlungen mit 5,6 Prozent. Weil viele Verbraucher deshalb weniger konsumieren, ist die deutsche Wirtschaft in eine Rezession gerutscht.
Der Handelsverband HDE befürchtet angesichts der Konsumzurückhaltung ein Ladensterben, zumal auch die Kosten für viele Geschäfte gestiegen seien. In diesem Jahr dürften etwa 9000 Geschäfte aufgeben, prognostiziert der Verband.
(Reuters)