Das ist dem MROS-Jahresbericht 2023 zu entnehmen, der diese Woche veröffentlicht wurde. Demnach stieg im vergangenen Jahrzehnt die Zahl der Verdachtsmeldungen im Durchschnitt jährlich um 20 bis 30 Prozent. Dieser Trend setzte sich 2023 fort - der Anstieg war jedoch erheblich steiler. «Steiler, als dies zu erwarten war», schrieb die Meldestelle.

Generell habe das gesamte Reporting- und Datenvolumen zugenommen. Bei der MROS gingen im Jahr 2023 gesamthaft 21'375 Reportings ein, also etwa Verdachtsmeldungen, Antworten der Finanzintermediäre auf Anfragen der MROS, internationale Anfragen sowie Spontaninformationen nationaler und internationaler Behörden.

Gesetzesänderung und Digitalisierung

Die Gründe für den Anstieg sind laut der Meldestelle vielfältig. So gälten seit 2023 kontinuierlich strengere Sorgfalts- und Meldepflichten. Durch die zahlreichen Korruptions- und Geldwäscherei-Skandale sei zudem das Bewusstsein für die Wichtigkeit der effektiven Geldwäschereibekämpfung bei den Banken und Versicherungen gestiegen.

Gemäss Gesetz muss ein Finanzintermediär immer dann eine Verdachtsmeldung absetzen, wenn er einen konkreten Hinweis oder mehrere Anhaltspunkte dazu hat, dass Vermögenswerte kriminellen Ursprungs sein könnten, und er diesen Verdacht trotz zusätzlicher eigener Abklärungen nicht ausräumen kann. «Ein Teil der Meldungen dürfte auf diese nun unmissverständliche Formulierung im Gesetz zurückzuführen sein», schreibt die Meldestelle.

Auch die Digitalisierung der Meldevorgänge trage einen Teil zum Anstieg bei. Laut der MROS verdoppelten sich die Meldungen innerhalb von zwei Jahren; rückblickend auf die vergangenen zehn Jahre hätten sich die Zahlen gar verzehnfacht.

Fokus auf schwere Fälle

Die MROS erwartet, «dass der Trend der stark zunehmenden Meldungen im Jahr 2024 und darüber hinaus anhalten wird». Dafür sei die Meldestelle «nur bedingt gerüstet» und stosse mit ihren personellen und technischen Ressourcen an ihre Grenzen. Die MROS beschäftigte 2023 durchschnittlich 59 Mitarbeitende mit 50,3 Vollzeitstellen.

Bedingt durch den drastischen Anstieg der Verdachtsmeldungen und des Reportingvolumens kann die Meldestelle nicht mehr alle Informationen im selben Detaillierungsgrad analysieren und weiterverarbeiten, wie es im Jahresbericht heisst. Sie verfolge deshalb einen «risikobasierten Ansatz» und fokussiere sich auf schwere Fälle der organisierten Kriminalität, der Terrorismusfinanzierung sowie der Wirtschaftskriminalität.

Das schlug sich auch auf die Zahl der Anzeigen an die Bundesanwaltschaft nieder. Gegenüber dem Vorjahr stiegen diese um 43 Prozent. Gleichzeitig waren die Anzeigen an die kantonalen Strafverfolgungsbehörden - mit Ausnahme des Kantons Genf - im Vergleich zu den Vorjahren rückläufig.

Virtuelle Währungen eine Herausforderung

Fakt ist laut der MROS jedoch, dass sich der Anteil der Verdachtsmeldungen, welche vertieft analysiert werden können, aufgrund des kontinuierlichen Anstiegs der Meldungen stetig verringert. Damit nehme das Risiko zu, dass wesentliche Geldwäschereifälle unentdeckt bleiben.

Um diese Defizite auszugleichen, plädiert die Meldestelle für «eine bessere IT-Unterstützung und/oder mehr personelle Ressourcen». Die Datenqualität beim Eingang der Meldungen stelle die grösste Herausforderung für die Meldestelle dar - und habe damit auch das grösste Potenzial, um die Effizienz zu steigern.

Eine Herausforderung stellt für die MROS auch der zunehmende Verkehr von virtuellen Währungen dar, wie es im Jahresbericht heisst. Sogenannte Virtual Assets hätten sich zu einem gängigen Werkzeug der Finanzkriminalität entwickelt. «Die Schweiz muss sich den Herausforderungen stellen, um mit den rasanten Entwicklungen Schritt halten zu können.»

Neue Regeln in Arbeit

Der Bundesrat will derweil zahlreiche neue Massnahmen zur Bekämpfung der Geldwäscherei in der Schweiz einführen, wie er vergangenen Sommer mitgeteilt hatte. Ein nationales Register für alle Firmen und andere juristischen Personen mit Angaben zu deren wirtschaftlich Berechtigten ist nur eines dieser Instrumente.

Die MROS schreibt dazu, dass dies zu einem weiteren Anstieg des Meldevolumens führen werde. Eine moderne Geldwäschereigesetzgebung sei aber gerade für das Image der Schweiz als internationaler Wirtschaftsstandort und Finanzplatz von grosser strategischer Bedeutung.

(AWP)