Dass der Leitindex SMI seinen europäischen Pendants hinterherhinkt, ist vor allem den Schwergewichten geschuldet, die grössere Aufschläge verhindern. Laut Händlern ist der scheinbar positive Stimmungsumschwung an der Börse aber ohnehin fundamental nur schwer zu erklären. Vor allem die technischer Verfassung der Börsen spiele derzeit eine wichtige Rolle, meint ein Händler. Auch, dass mittlerweile mehr Klarheit mit Blick auf die Notenbanken herrsche, sei eine grundsätzliche Stütze, da somit Unsicherheit aus dem Markt genommen werde.
Wie erfolgreich ihr Kampf gegen die Inflation bereits war oder wie viel Wegstrecke noch vor den Zentralbanken liegt, um die Teuerung wieder in Richtung der Zielgrössen zu drücken, dürfte in der laufenden Woche sichtbarer werden. Am morgigen Dienstag werden US-Inflationszahlen gemeldet. Am Mittwoch dann folgt der Frühindikator für die Inflationsentwicklung mit den Erzeugerpreisen. Die am Morgen veröffentlichte Prognose des Ifo-Instituts, das für 2023 einen weiteren Anstieg der Inflation und eine Rezession für Deutschland vorhersagt, wird gerade einmal zur Kenntnis genommen. Am Freitag dann steht der grossen Verfallstag für Aktien und Optionen an der Terminbörse an, der Hexensabbat.
Der SMI gewinnt gegen 11.05 Uhr 0,34 Prozent hinzu auf 10'937,32 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und die Gewichtung der Schwergewichte stärker gekappt ist, steigt um 0,71 Prozent auf 1679,83 und der breite SPI um 0,43 Prozent auf 14'054,72 Zähler. Von den 30 SLI-Werten gewinnen 26 hinzu und zwei geben nach. Zurich und Swisscom sind unverändert.
Unter den grössten Gewinnern sind die Aktien der beiden Grossbanken CS (+3,5 Prozent) und UBS (+1,6 Prozent) sowie der Privatbank Julius Bär (+2,2 Prozent) zu finden. Sie setzen damit ihren starken Lauf seit Ende vergangener Woche weiter fort. Auslöser war die rekordhohe Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) am vergangenen Donnerstag. Marktteilnehmer hatten erleichtert darauf reagiert, dass auch die EZB nun den Kampf gegen die Inflation ernst und von der jahrelangen Negativzinspolitik Abschied nehme. Vor allem Banken werden von Anlegern in diesem Umfeld gerne als Profiteur angesehen.
Ebenfalls gesucht sind auch die Anteilscheine von Kühne+Nagel (+2,5 Prozent). Zuletzt sorgten Berichte, die Deutsche Bahn könnte sich von der Logistiksparte Schenker trennen, für ein erhöhtes Interesse an der Branche, heisst es am Markt. Aktuell sorge eine Studie von Bernstein zudem für Rückenwind. Darin spielen die Autoren die Wahrscheinlichkeit einer Übernahme von DB Schenker durch Kühne+Nagel herunter. Wie die Analysten schreiben, würden die beiden Firmenkulturen zwar so gut zueinander passen wie bei keinem der anderen möglichen Interessenten. Allerdings seien die Firmenlenker von Kühne+Nagel für ihre Risikoaversion bekannt.
Daneben sind auch verschiedene Vertreter zyklischer Branchen gefragt. So gewinnen etwa AMS Osram (+2,6 Prozent) erneut klar hinzu. Sie hatten bereits am vergangenen Freitag mit deutlichen Kursgewinnen (+7 Prozent) geschlossen und so einen kleinen Teil ihrer bisherigen Kursverluste in diesem Jahr eingedämmt. Die übrigen Techwerte wie Temenos, Logitech und VAT ziehen mit Kursgewinnen zwischen 1,9 und 0,8 Prozent mit etwas Abstand nach.
Als Belastungsfaktoren erweisen sich unterdessen die beiden Schwergewichte Roche (-1,3 Prozent) und Nestlé (+0,1 Prozent). Das dritte Schwergewicht, Novartis (+0,6 Prozent), ist mittlerweile etwas fester im Plus. In dem aktuellen Marktumfeld würden defensive Werte wieder eher beiseitegelegt, heisst es im Handel. Mit Straumann (-0,2 Prozent), Sonova (+0,1 Prozent) und Alcon (+0,2 Prozent) hinken noch weitere Gesundheitswerte dem Gesamtmarkt hinterher.
In den hinteren Reihen greifen Investoren etwa bei der ONE Swiss Bank (+4,7 Prozent) oder Peach Property (+3,9 Prozent) zu. Bei dem Immobilienwert erachten die Experten von Baader Helvea den jüngsten Kurseinbruch für übertrieben.
Klar abwärts geht es dagegen für Elma Electronic (-8,3 Prozent) oder auch Lalique (-3,4 Prozent).
(AWP)