Die Bürgschaft in Höhe von 100 Millionen Franken selbst war unter den Abgeordneten weitgehend unbestritten. Für lange Diskussionen sorgte hingegen die Übernahme der Zinsen durch den Kanton. Noch am Vortag hatte sich das Kantonsparlament dagegen ausgesprochen. Doch schliesslich fand der Grosse Rat einen Kompromiss: Der Staat übernimmt die Zinsen, Novelis erhält aber zusätzliche Auflagen.

Der Kompromiss wurde möglich, weil sich die Mitte mit der Ratslinken einigte. Letztere erklärte sich bereit, eine staatliche Übernahme der Zinsen zu unterstützen, sofern Novelis sich im Gegenzug verpflichte, 85 Prozent der Arbeitsplätze zu erhalten, und nicht 75 Prozent, wie am Donnerstag in der ersten Lesung vereinbart worden war.

Staatsrat Christophe Darbellay (Mitte) begrüsste diesen «Deal» und betonte insbesondere, dass nicht die drei Millionen Franken den Kanton teuer zu stehen kämen, sondern die «Untätigkeit» gegenüber Novelis und seinen 540 Arbeitsplätzen.

«Kuhhandel» oder «Taschenspielertrick»

Viele Abgeordnete waren mit dieser Regelung nicht einverstanden und bezeichneten sie als «Kuhhandel» oder «Taschenspielertrick». Ihrer Meinung nach stellt die Übernahme der Zinsen einen «gefährlichen Präzedenzfall» und eine «Ungleichheit» gegenüber anderen Unternehmen dar, deren Kredite vom Staat verbürgt werden.

Überschwemmungen nach tagelangen heftigen Regenfällen hatten im vergangenen Sommer in Siders und Chippis grosse Teile der Industrie lahmgelegt. Unter anderem mussten die auf Aluminiumprodukte spezialisierten Unternehmen Novelis und Constellium ihren Betrieb monatelang einstellen.

Erst Ende September - drei Monate nach den verheerenden Unwettern - nahm das multinationale Unternehmen die Produktion am Standort Siders teilweise wieder auf. Im August hatte die Unternehmensleitung die gesamten Nettoauswirkungen der angefallenen Kosten auf den Cashflow nach Versicherungsleistungen auf 70 bis 80 Millionen Franken geschätzt.

(AWP)