Die Bank hat bis zum 19. November Wertberichtigungen in Höhe von insgesamt 82 Millionen Franken auf das Kreditportfolio gebucht, wie Julius Bär am Montag mitteilte. Ganze 70 Millionen davon seien allein im November entstanden.
Welche Kredite für die Wertberichtigungen verantwortlich sind, wollte der Vermögensverwalter nicht verraten. Zu einzelnen Kundenbeziehungen würden keine Aussagen gemacht, sagte ein Sprecher auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP.
Analysten gehen jedoch davon aus, dass es sich um die Signa-Gruppe des Investors René Benko handelt. In Medien war zuvor bereits spekuliert worden, dass ein Zusammenbruch von Signa auch für Julius Bär unangenehme Folgen haben dürfte.
Weitere Risiken?
Der Österreicher und seine Unternehmen hätten Kredite von «deutlich über einer halben Milliarde» bei der Bank offen, berichtete etwa der Finanzblog «Inside Paradeplatz» unter Berufung auf Insider. Bär habe vor vier Jahren den Kauf der Globus-Gruppe durch Benko und seine thailändischen Partner finanziert.
Die Qualität des Kreditbuchs bleibe von den Wertberichtigungen unbeeinträchtigt, betonte derweil Julius Bär. Und die Bank habe mit einer starken Kapitalisierung und einer hohen Liquidität ausreichend Kapazität, «um jegliche aus der Geschäftstätigkeit der Gruppe resultierenden Risiken aufzufangen».
Der Markt ist dennoch beunruhigt: Während das Ausmass überschaubar und handelbar sei, bleibe die grundsätzlichere Frage nach dem Risikomanagement bei Julius Bär unvermeidbar, meinen etwa die Analysten von Jefferies.
Für Anleger stelle sich die Frage, wie ein einziger Kunde - falls dies tatsächlich der Fall sei - zu einer so hohen Kreditrückstellung führen konnte. Und ob es weitere überproportional grosse Engagements bei einzelnen Kunden gebe.
An der Börse wurden Julius Bär am Montag abgestraft. Die Papiere büssten im Handelsverlauf 12,0 Prozent auf 49,03 Franken ein. Zwischenzeitlich war die Aktie sogar auf 48,13 Franken abgesackt.
Neugelder unter Erwartungen
Für das zu Ende gehende Jahr 2023 rechnet der Vermögensverwalter nun mit einem tieferen Gewinn. 2022 hatte die Bank 950 Millionen Franken verdient. Im ersten Halbjahr 2023 lag der Gewinn mit 532 Millionen noch um 20 Prozent über dem Vorjahreszeitraum.
Die verwalteten Vermögen von Julius Bär sanken derweil per Ende Oktober 2023 auf 435 Milliarden Franken, nachdem sie Ende Juni noch 441 Milliarden erreicht hatten. In den gesamten ersten zehn Monaten des Jahres stiegen die Vermögen jedoch um 3 Prozent.
Diesen Anstieg führt die Bank hauptsächlich auf anhaltende Netto-Neugeldzuflüsse und eine unter dem Strich positive Entwicklung an den globalen Aktienmärkten zurück. Teilweise wurde dies allerdings durch den negativen Währungseffekt belastet: Der Franken wertete gegenüber den meisten wichtigen Währungen seit Jahresbeginn auf.
Die Neugeldzuflüsse machten seit Jahresbeginn 2023 netto 10,3 Milliarden Franken aus. Analysten hatten mit mehr Zuflüssen in den vier Monaten Juli bis Oktober gerechnet, nachdem es im ersten Halbjahr 7,1 Milliarden waren. Auch die Bruttomarge ging im Vergleich zum ersten Halbjahr deutlich zurück.
Gleichzeitig stiegen auch die Kosten gemessen am Ertrag in den zehn Monaten an. Dafür konnten aber auch in Vollzeitstellen gerechnet netto 75 Kundenberater angeheuert werden, was einen positiven Einfluss auf die künftigen Nettoneugelder haben dürfte.
ys/ra
(AWP)