Julius Bär verlieren gegen 9.40 Uhr 8,7 Prozent auf 50,88 Franken. Damit rückt das bisherige Jahrestief bei 50,12 Franken vom 7. November wieder näher, und der kleine Gewinn seit Jahresbeginn bis zum Schluss am Freitagabend ist mehr als weg. Die Aktie steht 2023 nun rund 7 Prozent im Minus. Der SPI ist am Montag wenig bewegt und notiert seit Anfang Jahr rund 3 Prozent im Plus.

Der Vermögensverwalter hat die Analysten mit seinem Zwischenbericht eindeutig enttäuscht. Erst einmal fielen Kennzahlen wie Bruttomarge und Kosten/Ertrags-Verhältnis oder Angaben zu den Nettoneugeldern in den vier Monaten Julis bis Oktober deutlich unter den Markterwartungen aus. Hinzu kommen die Wertberichtigungen im Kreditportfolio im November, welche die Marktbeobachter als «signifikant» und als «böse Überraschung» titulieren.

Die Ergebnis-Schätzungen für das laufende Jahr dürften nun im Durchschnitt zurückgenommen werden. Zumal Bär auch bereits kommuniziert hat, nach den Wertberichtigungen auf Gewinnebene wohl nicht mehr das Niveau von 2022 erreichen zu können.

Dies sei «eindeutig enttäuschend», kommentiert die ZKB. Die neuen Wertberichtigungen dürften, «wie in den Medien berichtet auf den Zusammenbruch von Signa des Financiers Benko zurückzuführen sein».

Einige der Herausforderungen bei Julius Bär hätten nach den Berichten der Wettbewerber zum dritten Quartal erwartet werden können, heisst es bei RBC. Die höheren Kreditrückstellungen seien - trotz umsichtigen Bilanzmanagements - unerwartet aufgetreten.

Jefferies geht noch einen Schritt weiter: Während das Ausmass überschaubar und managebar sei, bleibe die grundsätzlichere Frage nach dem Risikomanagement unvermeidbar. Die Anleger könnten sich fragen, wie ein einziger Kunde - falls dies tatsächlich der Fall ist - zu einer so hohen Kreditrückstellung geführt hat und ob es weitere überproportional grosse Einzelkunden-Engagements gibt. Beobachtern zufolge macht Julius Bär keine Anstalten, den Spekulationen entgegenzutreten.

Mit den vorgelegten Kennzahlen erscheine zum jetzigen Zeitpunkt auch ein Erreichen des Mittelfristziels bei der Cost/Income-Ratio von unter 64 Prozent bis 2025 schwierig, moniert zudem Vontobel. Eine schwache Aktienkursentwicklung seit Anfang Jahr im Vergleich zu Peers erscheine ihm berechtigt.

Ein Lichtblick ist laut den Experten hingegen die gute harte Kernkapitalquote. Dank der stark verbesserten Kapitalisierung erwarte er weiterhin ein neues Aktienrückkaufprogramm im Umfang von 300 Millionen Franken, das mit der Publikation der Zahlen für das Geschäftsjahr 2023 im Februar angekündigt werden dürfte, schreibt etwa der ZKB-Analyst.

Und auch dass die Bank in den ersten zehn Monaten 2023 netto 75 neue Kundenberater eingestellt hat, stimme zuversichtlich. Denn damit bleibe der Ausblick für Netto-Neugelder positiv.

ys/ra

(AWP)