Idorsia ist in letzter Zeit in schwieriges Fahrwasser geraten. Das Biotech-Unternehmen aus Allschwil musste im vergangenen Jahr ein hartes Sparprogramm durchziehen. 475 Stellen wurden abgebaut.
Nun soll ein neuer Mann das Unternehmen aus der Krise führen. Der bisherige Finanzchef André Muller übernimmt am 13. Juni den Chefposten. Er tritt damit in grosse Fussstapfen und löst den 69-jährigen Firmenpatron Jean-Paul Clozel ab.
Der scheidende CEO, der knapp 26 Prozent am Unternehmen hält, kandidiert nach seinem Rücktritt für das Amt des Verwaltungsratspräsidenten. Er scheint also trotzdem weiter an die Zukunft der zweiten von ihm und seiner Frau Martine gegründeten Firma zu glauben.
Grosserfolg mit Actelion
Mit dieser wollen die Clozels die Erfolgsgeschichte ihrer ersten Firma Actelion wiederholen. Diese hatten die beiden Ärzte 1997 zusammen mit zwei weiteren Forscherkollegen gegründet, weil ihr damaliger Arbeitgeber Roche nicht an das Potenzial des Blutdrucksenkers Tracleer glaubte.
Doch das Medikament entwickelte sich zu einem Bestseller, und Actelion wuchs innerhalb von 20 Jahren zu einem Milliardenkonzern mit rund 2500 Mitarbeitenden heran. Im Basler Vorort entstand der grösste Biotech-Konzern Europas.
Seinen Höhepunkt erreichte dieser Aufstieg 2017 mit der Übernahme durch den Branchenriesen Johnson & Johnson für 30 Milliarden US-Dollar. Das Ehepaar Clozel selbst verdiente an diesem Deal 1,5 Milliarden Franken. Er gilt als einer der grössten in der Geschichte der Biotechnologie und brachte dem Ehepaar Clozel nicht nur finanziellen Erfolg, sondern auch enorme Anerkennung in der Branche.
Nach dem Verkauf von Actelion wollten die Clozels ihre Mission weiterführen. Sie gründeten Idorsia, ein weiteres Biotech-Unternehmen, das sich auf die Entwicklung neuer Medikamente konzentriert. Die nicht übernommenen Teile von Actelion, vor allem Forschungsprojekte, wurden in diese neu gegründete Firma eingebracht.
Idorsia startete also mit grossen Ambitionen und einem noch grösseren finanziellen Polster aus dem Verkauf von Actelion. Das Ziel war klar: bahnbrechende Medikamente weiter zu entwickeln und neue Therapiemöglichkeiten zu erschliessen.
Luft für Idorsia ist dünn
Doch kämpft Idorsia derzeit mit erheblichen finanziellen und operativen Schwierigkeiten. So hat sich das Schlafmittel Quviviq, das neben den USA auch in der EU und der Schweiz zugelassen ist, trotz grossem Marketingaufwand bisher enttäuschend entwickelt.
Die Luft für das angeschlagene Biotech-Unternehmen wird daher immer dünner - auch wenn es Anfang Mai immerhin gelang, die Bedingungen einer bald fälligen Wandelanleihe zu ändern. Doch trotz Sparprogramm verbrennt das Unternehmen weiterhin viel Geld, ohne dass in absehbarer Zeit mit stark steigenden Umsätzen zu rechnen ist.
Der designierte neue CEO André Muller zeigte sich dennoch optimistisch. Man werde 2024 zusätzliche Mittel beschaffen können, liess er am Dienstag via Communiqué verlauten. Das wäre auch dringend nötig, damit die Hoffnung am Leben bleibt, dass das Unternehmerpaar Jean-Paul und Martine Clozel mit Idorsia doch noch die Erfolgsgeschichte von Actelion wiederholen kann.
An der Börse kam die Nachricht vom Chefwechsel nicht gut an. Die Aktien beendeten den Handel am Dienstag mit 2,0 Prozent im Minus.
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(AWP)