Nach Angaben des israelischen Militärs wurde bei dem Luftangriff auf ein mehrstöckiges Haus auch ein Hamas-Kommandeur, der an den Massakern im israelischen Grenzgebiet am 7. Oktober beteiligt gewesen sei, getötet. Insgesamt seien rund 50 Terroristen getötet worden.
Bewohner berichteten am Mittwoch von einem grossen Ausmass der Zerstörung und warfen den israelischen Streitkräften ein «Massaker» vor. Dschabalia ist laut UN das grösste Flüchtlingslager im von Israel abgeriegelten Gazastreifen.
Irlands Aussenminister Micheál Martin zeigte sich erschüttert über die Bombardierung. «Ich bin zutiefst schockiert über die hohe Zahl an Opfern nach der Bombardierung auf das Dschabalia-Flüchtlingscamp in Gaza», sagte Martin. Israels Recht auf Selbstverteidigung müsse im Rahmen des internationalen humanitären Völkerrechts bleiben.
Die Bundesregierung betonte das Selbstverteidigungsrecht Israels nach dem Massaker am 7. Oktober und unterstrich zugleich die Bedeutung der Verhältnismässigkeit der Massnahmen. «Bei der legitimen Verteidigung Israels gegen die Terrororganisation Hamas und gegen deren fortgesetzte Angriffe, zu denen Israel im Rahmen des Völkerrechts berechtigt ist, muss auch der Schutz der Zivilbevölkerung im Vordergrund stehen», so ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin.
Ausländische Staatsangehörige verlassen Gazastreifen nach Ägypten
Erstmals seit Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober konnte eine Gruppe ausländischer Staatsangehöriger und Palästinenser mit Zweitpass den Gazastreifen Richtung Ägypten verlassen. Unter den Ausländern sind auch deutsche Staatsbürger. Aus dem Auswärtigen Amt hiess es, es handle sich um eine niedrige einstellige Zahl Deutscher.
Wie das Auswärtige Amt auf der Plattform X (vormals Twitter) mitteilte, handelte es sich um Mitarbeiterinnen internationaler Hilfsorganisationen. Sie wurden am Grenzübergang Rafah von einem Team der deutschen Botschaft Kairo in Empfang genommen. Gleichzeitig arbeite man mit Hochdruck weiter an der Ausreise der verbliebenen Deutschen in Gaza, hiess es.
Zuvor wurden palästinensische Verletzte über die Grenze nach Ägypten zur Behandlung in dortige Krankenhäusern gebracht. Die Öffnung des Übergangs Rafah und wer ihn passieren darf, wird streng reguliert. Der Übergang wurde seit Kriegsbeginn nur zur Lieferung von Hilfsgütern genutzt.
Insgesamt 525 Ausländer und Palästinenser mit einer weiteren Staatsangehörigkeit sollten noch am Mittwoch ausreisen können, sagte Raed Abdel Nasser, Generalsekretär des Ägyptischen Roten Halbmonds im Nord-Sinai, der Deutschen Presse-Agentur.
Hamas-Behörde: Mehr als 8700 Tote im Gazastreifen
Die Zahl der getöteten Palästinenser im Gazastreifen ist laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde auf 8796 gestiegen. Unter den Toten seien 3648 Kinder und Jugendliche im Alter unter 18 Jahren, berichtete die Behörde. Insgesamt seien seit Kriegsbeginn 22 219 Menschen verletzt worden. Die Zahlen lassen sich gegenwärtig nicht unabhängig überprüfen.
Iran bekräftigt Drohungen gegen Israel und die USA
Irans Aussenminister richtete bei einem Besuch in der Türkei erneut drohende Worte an die Erzfeinde seines Landes, die USA und Israel. Hussein Amirabdollahian sagte nach einem Treffen mit seinem Kollegen Hakan Fidan vor Journalisten: «Der Widerstand wird eine weitere Überraschungsaktion beschliessen und die Situation wird anders sein.»
Vor seinem Besuch in der Türkei hatte sich Amirabdollahian in der katarischen Hauptstadt Doha mit Hamas-Chef Ismail Hanija getroffen. Das Golfemirat Katar gehört seit etwa 15 Jahren zu den wichtigsten Unterstützern der Hamas. Katar vermittelt derzeit unter anderem bei einer möglichen Freilassung von Geiseln, die von Terroristen aus Israel in den Gazastreifen verschleppt worden sind.
Wieder Blackout im Gazastreifen - auch Hilfsorganisation betroffen
Im Gazastreifen fielen erneut alle Kommunikations- und Internetdienste aus, wie das im Westjordanland ansässige palästinensische Unternehmen Paltel mitteilte. Auch die Organisation Netblocks, die für die Beobachtung von Internetsperren bekannt ist, bestätigte auf der Plattform X einen Zusammenbruch der Verbindungen. Der Palästinensische Rote Halbmond war nach eigenen Angaben auch vom Blackout betroffen.
Militärische Spannung an der Grenze zum Libanon hält an
Im Grenzgebiet nördlich von Israel war die Lage weiter angespannt. Die israelische Armee meldete erneut einen Angriff auf eine «Terrorzelle» im Süden des Libanons. Diese habe versucht, mehrere Panzerabwehrraketen auf den Norden Israels abzufeuern.
Immer wieder kommt es seit Beginn des Gaza-Kriegs an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon zu Konfrontationen zwischen der israelischen Armee und der Schiitenmiliz Hisbollah. Auf beiden Seiten gab es bereits Tote. Die Hisbollah hat Verbindungen zur im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas.
Israels Armee: Mehr als 11 000 Ziele seit Kriegsbeginn angegriffen
Das israelische Militär griff nach eigener Darstellung seit Kriegsbeginn mehr als 11 000 Ziele an. Auch in der Nacht zum Mittwoch hätten die Bodentruppen im Verbund mit der Luftwaffe und der Marine mehrere «Terrorziele» im gesamten Gazastreifen angegriffen, darunter Kommandozentralen und Terrorzellen der Hamas, teilte die Armee mit.
Bei Kämpfen in Gaza sind nach Angaben der Armee 13 israelische Soldaten getötet worden. Sie seien im Norden des abgeriegelten Küstenstreifens ums Leben gekommen, teilte das Militär mit. Bereits zuvor waren zwei Soldaten bei Kämpfen ums Leben gekommen.
Die Armee hatte am vergangenen Wochenende eine neue Phase im Krieg gegen die im Gazastreifen herrschende Hamas eingeläutet. Die israelischen Truppen weiteten ihre Einsätze am Boden aus. Parallel dazu finde eine übergreifende Aktion mit den Luft- und Seestreitkräften statt, hiess es vom Militär.
Diplomatischer Protest gegen Israel in Südamerika
Angesichts der israelischen Angriffe auf den Gazastreifen hat Bolivien die diplomatischen Beziehungen zum jüdischen Staat abgebrochen. Das südamerikanische Land habe die Entscheidung «in Ablehnung und Verurteilung der aggressiven und unverhältnismässigen israelischen Militäroffensive im Gazastreifen und der Bedrohung des internationalen Friedens und der Sicherheit» getroffen, erklärte das bolivianische Aussenministerium.
Gleichzeitig beorderten Chile und Kolumbien ihre Botschafter für Konsultationen zurück. Die linken Regierungen in Lateinamerika stehen der israelischen Politik gegenüber den Palästinensern traditionell kritisch gegenüber./arb/DP/men
(AWP)