Während am frühen Abend noch auf einen weiteren Austausch von israelischen Geiseln und palästinensischen Häftlingen gewartet wurde, äusserten sich die Angehörigen bereits freigekommener deutsch-israelischer Geiseln zum Zustand ihrer Familienmitglieder. Von den am 7. Oktober aus Israel durch Terroristen in den Gazastreifen verschleppten Menschen hatten rund 20 auch die deutsche Staatsbürgerschaft.
Bemühungen um Feuerpause sollen verstärkt werden
Bei den Gesprächen in Doha zwischen CIA-Direktor William Burns und Mossad-Chef David Barnea sowie Katars Ministerpräsident Abdulrahman Al Thani gehe es um die Ausweitung der Bemühungen zur Feuerpause im Gaza-Krieg, sagte eine mit den Gesprächen in der katarischen Hauptstadt vertraute Person am Dienstag der dpa. Auch die nächsten Phasen eines möglichen Abkommens standen demnach bei dem Treffen, an dem auch ägyptische Vertreter teilnehmen sollten, auf der Tagesordnung.
Katar sowie Ägypten hatten in Absprache mit den USA in den vergangenen Wochen zwischen Israel und der Hamas vermittelt. Vor allem Katar hat sehr gute Kontakte zur Hamas, in dem Emirat am Golf lebt auch die Hamas-Führungsspitze.
Seit Beginn der Feuerpause waren bis zum frühen Dienstagabend 69 der rund 240 im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln freigekommen. Unter ihnen waren insgesamt 51 Israelis, von denen zehn auch eine deutsche Staatsbürgerschaft besitzen. Im Gegenzug für die freigelassenen israelischen Geiseln wurden 150 Palästinenser aus Gefängnissen in Israel entlassen.
Katar: Können Zahl der verbleibenden Geiseln nicht bestätigen
Nach Angaben des Vermittlers Katar sollten am Dienstag und Mittwoch weitere 20 im Gazastreifen festgehaltene Geiseln freikommen. «Wir haben die Bestätigung, dass 20 Geiseln in Gaza innerhalb von zwei Tagen freigelassen werden können», sagte der Sprecher des katarischen Aussenministeriums, Madschid al-Ansari, am Dienstag bei einer Pressekonferenz.
Zahlen zu verbliebenen Geiseln im Gazastreifen könne Katar nicht endgültig bestätigen. Es gebe dazu viele Schätzungen. «Aber wir können keine dieser Zahlen bestätigen», so Al-Ansari. Das Golfemirat Katar bemühe sich demnach weiter um eine Verlängerung der Feuerpause. Ziel sei ein dauerhafter Waffenstillstand.
Deutsche Gaza-Geiseln haben «Traumatisches durchgemacht»
Die Familie mehrerer deutsch-israelischer Geiseln, die zuletzt freikamen, versucht nach Angaben von Angehörigen nun wieder ins Leben zu finden. Dies sei für ihre Tante, ihre Cousine und deren zwei Kinder ein langer Prozess, sagte Shira Havron der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag am Telefon. «Sie alle haben Traumatisches durchgemacht.» Über die Bedingungen und die Erlebnisse der Geiselhaft ihrer Verwandten durfte Havron eigenen Angaben nach aber nicht sprechen.
Die islamistische Hamas hatte ihre Verwandten am Samstag im Rahmen des Abkommens mit der israelischen Regierung freigelassen. Die vier haben neben der israelischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Ihrer 67 Jahre alten Tante Shoshan, deren 38 Jahre alten Tochter Adi sowie deren beiden Kindern gehe es nach ihrer Freilassung aus dem Gazastreifen körperlich gut, sagte Havron. «Aber der Mann meiner Cousine wird noch immer dort festgehalten.» Ohne den 38 Jahre alten Tal sei das Bild nicht komplett.
Hamas ruft zu weltweiten Solidaritätsprotesten auf
Die islamistische Terrororganisation Hamas rief für Mittwoch zu weltweiten Protesten und Solidaritätsmärschen mit den Menschen im Gazastreifen auf. Sie verwies dabei auf den Internationalen Tag der Solidarität mit dem palästinensischen Volk, der jährlich am 29. November begangen wird. In dem am Dienstag verbreiteten Aufruf warf die Hamas Israel unter anderem Kriegsverbrechen im Gaza-Krieg vor, der am 7. Oktober begonnen hatte.
Auslöser des Krieges war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der Hamas und anderer Gruppen aus dem Gazastreifen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze begangen hatten. Dabei wurden mehr als 1200 Menschen getötet. Etwa 240 Geiseln wurden nach Gaza verschleppt, auch mehrere Deutsche.
Israel reagierte mit massiven Luftangriffen, einer Blockade des Gazastreifens und begann Ende Oktober eine Bodenoffensive. Dabei wurden nach Angaben der Hamas fast 15 000 Menschen getötet. Mehr als 36 000 wurden demnach verletzt. Die Zahlen lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen./cir/DP/nas
(AWP)