Weiteren Regen soll es nicht oder kaum geben: «Aus meteorologischer Sicht kann man nun für den Süden Deutschlands Entwarnung geben», erklärte DWD-Meteorologe Robert Hausen. Vereinzelte Schauer und Gewitter seien in den Hochwassergebieten zwar möglich, doch diese würden nicht unwetterartig ausfallen. Dies gelte bis in den Donnerstag hinein.

An mehreren Pegeln entlang der Donau wurden am Dienstag die Scheitel erwartet, also die höchsten Wasserstände des Hochwassers. Dabei sollten die Wasserstände laut dem Hochwassernachrichtendienst unter früheren Werten bleiben. Zwischen Kelheim und Passau sollen die Pegelstände bis einschliesslich Mittwoch aber oberhalb der höchsten Meldestufe 4 liegen. In Österreich wurde der gesamte Donau-Verlauf wegen Hochwassers für die Schifffahrt gesperrt.

Anspannung in Regensburg

In Passau, wo die drei Flüsse Donau, Inn und Ilz zusammenfliessen, ist der Uferbereich mit der ersten Häuserzeile in der Altstadt überflutet. Die Stadt ist immer wieder besonders stark von Hochwasser betroffen. Ähnlich das donauaufwärts gelegene Regensburg. Dort stehen noch «ein, zwei Tage echte Anspannung, echte Sorge» bevor, wie Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD) sagte. Zwar sei der Wasserstand niedriger als bei früheren Hochwassern, jedoch fliesse das Wasser langsamer ab. Am Montagabend waren die Häuser einer Strasse an der Donau evakuiert worden, weil der Untergrund aufgeweicht ist und die Schutzwände abzurutschen drohen.

Eine glückliche Wende gab es am Mittag dagegen bereits im Fall einer vermissten 32-Jährigen in Schwaben: Sie wurde mit einer Suchdrohne entdeckt und gerettet. Im überfluteten Wald bei Neu-Ulm hatte sie sich in der Nacht zum Sonntag in einer Baumkrone in Sicherheit gebracht und rund zwei Meter über dem Wasser ausgeharrt, wie die Polizei berichtete. Als die Einsatzkräfte sie schliesslich nach zweieinhalb Tagen fanden, stand die Flut noch immer etwa brusthoch unter dem Baum.

Vorläufige Daten: Jahrhundert-Niederschläge gemessen

In den vergangenen Tagen war an mehreren Orten in Süddeutschland nach vorläufigen Daten so viel Regen gefallen wie nur alle 50 bis 100 Jahre. Man könne von Jahrhundert-Niederschlägen sprechen, sagte der Meteorologe Thomas Deutschländer vom DWD. «Das ist schon besonders, aber nicht komplett aussergewöhnlich.» Etwa 20 bis 30 Messstationen zeigten solche besonders hohen Werte an - überwiegend von einer Region nordöstlich von Augsburg bis fast zum Bodensee. Einige Extremwerte bezögen sich auf die Niederschläge an einem Tag, andere auf Niederschläge in drei aufeinander folgenden Tagen.

Noch keine Normalität - auch wenn das Wasser abfliesst

In Baden-Württemberg entspannt sich die Hochwasserlage bereits. Dort sind Aufräumaktionen in Gange. «Von Normalität sind wir aber noch weit entfernt», sagte aber etwa eine Stadtsprecherin in der betroffenen Gemeinde Ebersbach an der Fils. Vielerorts waren Anwohner gemeinsam mit Einsatzkräften und Ehrenamtlichen damit beschäftigt, den gröbsten Schmutz von den Strassen zu bekommen, weitere Keller leerzupumpen oder angespülten Unrat zu beseitigen.

Denn Tausende Helfer sind weiter im Einsatz gegen die Fluten. Sie kämpften oft bis zur völligen Erschöpfung gegen die Wassermassen an und riskierten ihr Leben, um Menschen aus überfluteten Häusern zu retten, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Berlin und dankte ihnen. Er danke auch den vielen Bürgerinnen und Bürgern, «die spontan helfen und da mit anpacken, wo die Katastrophe am grössten ist, die Sandsäcke füllen, Evakuierte versorgen oder Trost spenden».

Habeck: Hilfe bei Wiederaufbau

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte den von den Fluten betroffenen Menschen in Süddeutschland verlässliche Unterstützung zu. «In den Hochwassergebieten steht jetzt nur eins im Vordergrund: Leib und Leben zu retten. Das ist der Imperativ der Stunde. Den Menschen in den Überschwemmungsgebieten muss aber auch beim Wiederaufbau geholfen werden», sagte er der «Augsburger Allgemeinen». Mehrere Verbände forderten mehr Investitionen in den Hochwasserschutz.

Dass die Überschwemmung weiter Landstriche häufiger als in der Vergangenheit aufträte, sei eine Folge der Erderwärmung, sagte Habeck. «Zurückdrehen können wir sie nicht, aber ich glaube, dass die fürchterlichen Ereignisse dieser Tage die Debatte darüber anregen werden, wie ernst wir den Klimaschutz nehmen.»/wea/DP/men

(AWP)