An der Börse kamen die Neuigkeiten gut an. Kurz nach Handelsstart gewann die Hannover-Rück-Aktie 3,4 Prozent auf 246,60 Euro und gehörte zu den Spitzenreitern im Dax . Damit holte das Papier einen Teil seiner Kursverluste auf, die es seit seinem Rekordhoch von 265,60 Euro Mitte Oktober eingefahren hatte. Im Vergleich zum vergangenen Jahreswechsel hat es nun rund 14 Prozent gewonnen.
Im dritten Quartal verdiente die Hannover Rück 663 Millionen Euro und damit gut anderthalbmal so viel wie ein Jahr zuvor. Ohne einen positiven Steuereffekt von 120 Millionen wäre das Ergebnis jedoch nicht so stark gestiegen wie von Analysten erwartet. In den ersten neun Monaten des Jahres erzielte der Konzern einen Überschuss von gut 1,8 Milliarden Euro, sodass nur noch knapp eine halbe Milliarde zum neuen Gewinnziel fehlt.
Das dritte Quartal hatte es mit Blick auf Naturkatastrophen in sich. So schlugen die Überschwemmungen in Zentral- und Mitteleuropa im September bei der Hannover Rück mit 225 Millionen Euro so teuer zu Buche wie bislang keine andere Katastrophe in diesem Jahr. Für die Zerstörungen durch Hurrikan «Helene» in den USA legte der Rückversicherer 130 Millionen Euro zur Seite. Der Einsturz einer Autobahnbrücke in der US-Stadt Baltimore aus dem ersten Quartal kostet den Rückversicherer jüngsten Angaben zufolge gut 100 Millionen Euro.
Wie viel die Hannover Rück für die Folgen von Hurrikan «Milton» und das Unwetter in Italien bezahlen muss, wagte Finanzvorstand Jungsthöfel noch nicht zu beziffern. Für konkrete Schadenschätzungen sei es zu früh. Allerdings habe die Hannover Rück in diesem Jahr noch ein Grossschadenbudget von gut 500 Millionen Euro übrig, und beide Katastrophen zusammen sollten «komfortabel» in diesem Rahmen bleiben, erklärte er in einer Telefonkonferenz.
Die Schäden durch Hurrikan «Milton» dürften die private Versicherungsbranche insgesamt teuer zu stehen kommen. Die Risikoanalysten von Moody's RMS schätzen die versicherten Schäden bisher auf 22 bis 36 Milliarden US-Dollar (20,5 bis 33,6 Mrd Euro).
Dass sich die Hannover Rück für das nächste Jahr keine stärkere Gewinnsteigerung vornimmt, erklärte Jungsthöfel mit dem jüngsten Steuereffekt. Dieser werde sich im kommenden Jahr nicht wiederholen. Der für 2025 angepeilte Jahresgewinn von 2,4 Milliarden Euro müsse mit dem ursprünglichen Gewinnziel für 2024 vergleichen werden, das bei mindestens 2,1 Milliarden gelegen hatte.
Zu dem Gewinnanstieg soll ein weiterer Anstieg der Einnahmen beitragen. So will der Vorstand den Rückversicherungsumsatz im Schaden- und Unfallgeschäft im kommenden Jahr währungsbereinigt um mehr als sieben Prozent nach oben treiben. Zugleich sollen die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb der Sparte weniger als 88 Prozent des Umsatzes aufzehren.
Wie stark der Umsatz der Personen-Rückversicherung wachsen soll, liess der Vorstand offen. Für 2024 hat er sich konzernweit ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum von mehr als fünf Prozent vorgenommen.
Die Nachfrage nach Rückversicherungsschutz werde weiter anhalten, sagte Henchoz. Zudem dürften dem Konzern die gestiegenen Zinsen zugutekommen: Für 2024 rechnet der Vorstand mit einer Rendite auf Kapitalanlagen von mindestens 2,8 Prozent. Im kommenden Jahr soll sie auf mindestens 3,2 Prozent zulegen.
Die Ziele für 2025 verantwortet künftig an erster Stelle der derzeitige Finanzvorstand Clemens Jungsthöfel, wie die Hannover Rück überraschend am Freitag mitgeteilt hatte. Der 54-Jährige übernimmt zum 1. April 2025 die Konzernführung von Jean-Jacques Henchoz (60), der seinen Vertrag auf eigenen Wunsch nicht über Ende März hinaus verlängert.
Das Finanzressort führt künftig Christian Hermelingmeier. Der 43-Jährige führt bei Hannover Rücks Mutterkonzern Talanx derzeit die Finanzen der Industrieversicherungssparte HDI Global. Dem Talanx-Konzern mit der Hauptmarke HDI gehört gut die Hälfte der Hannover-Rück-Aktien./stw/mne/jha/
(AWP)