Ein grosser Teil der Forderungen stammt laut dem Gläubigerschutzverband KSV1870 von Gläubigern von Signa-Teilgesellschaften. Sie wollen demnach Hunderte Millionen Euro von dem 46-jährigen Ex-Milliardär. Ihre Begründung: Der Investor habe zwar seit Jahren keine offiziellen Funktionen mehr in den Gesellschaften ausgeübt, aber dennoch wesentliche Entscheidungen getroffen.
Der Insolvenzverwalter hat bislang nur etwa 47 Millionen der Forderungen anerkannt. Sie stammen hauptsächlich von Benkos Familienstiftung und der Signa Holding, die beide ebenfalls insolvent sind. Das Finanzamt hat nach Angaben des Verbandes Creditreform Steuerrückstände von 8 Millionen Euro angemeldet. Abgewiesene Gläubiger können nun in einem Zivilprozess um ihr Geld kämpfen.
Wie der KSV1870 berichtete, stellte sich bei Gericht in Innsbruck heraus, dass Benko nicht nur als «Berater» von Signa-Gesellschaften zwischen 200 000 und 300 000 Euro jährlich verdiente, sondern in den vergangenen Jahren auch zweistellige Millionenbeträge als Darlehen aus der Signa-Gruppe erhalten hatte.
Benko zeigte sich am Mittwoch im Gericht gegenüber anwesenden Medien schweigsam. Am 22. Mai hat er Gelegenheit, erstmals öffentlich zu der Insolvenzwelle bei den Signa-Firmen Stellung zu nehmen. An dem Tag werde Benko als Zeuge vor einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss erscheinen, teilte sein Anwalt der Deutschen Presse-Agentur mit. Der Ausschuss nimmt die mutmassliche Bevorzugung von Grossunternehmern wie Benko durch die konservative Kanzlerpartei ÖVP unter die Lupe.
Die Immobilien- und Handelsgruppe hatte während der Tiefzinsphase kräftig expandiert und ein Portfolio aufgebaut, zu dem etwa der Elbtower in Hamburg, das Luxuskaufhaus KaDeWe oder die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof gehören. Mit dem Anstieg von Zinsen, Baukosten und Energiepreisen brach Benkos Firmenkonstrukt zusammen./al/DP/ngu
(AWP)